Militärische Beschreibung des Paschalik's Hercegovina und des Fürstenthums Crnagora sammt Karte
Porrede.
In dieſem Augenblicke gibt es vielleicht kein von gleich vielen Fragen bewegtes Volk als das der Südſlaven.
Mit feinem Körper den Nordweſten der Balkan-Halbinſel einnehmend, hat es nichts deſto weniger ſeinen edleren Theil, ſein Haupt in Oeſterreich.
Während am goldnen Horn aſiatiſcher Deſpotismus das Scepter über dieß Volk {wingt, und an der Donau ein Paxlamentshaus ſeiner harrt, hält es auf Montenegro- das Banner gänzlicher nationaler Unabhängigkeit empor. Ï
Außerdem zählt es no< zwei Schwerpunkte: einen nationalreligiöſen in Petersburg, und neuerlich einen national-politiſchen zu Paris.
Gleichſam im Gegenſaße zu dieſer Zerfahrenheit zeigt ein flüchtiger Blick auf die Karte, von welch bedrohliher Wichtigkeit das von dem ſüdſlaviſchen Volke bewohnte türkiſche Delta, welches von der Baſis Cetinje-Belgrad mit der Spize über Banjaluka nah Oeſterreih vordringt, für dieſes ſein kann.
Hat auh Oeſterreich dagegen den Vortheil eines concentriſchen Einmarſches für ſi, ſo ſ{hwindet dieſer Vortheil wieder vis-à-vis eines von Tauſenden natürlicher Feſtungen vertheidigten Territoriums. h
Zſt es nöthig, an die Zeit zu erinnern, in welcher der Halbmond dur< furchtbare Jnvaſionen aus jenen Stellungen hervor bis Kärnthen und Steiermark den Beweis lieferte, daß dieſer eben ſo weit vorgeſhobene als unzugängliche Poſten ein Haupt\{lüſſel niht nur zum adriatiſchen Meere ſondern au< in das Innere Oeſterreichs abgibt ?
Dazu denke man ſih heute die gewaltige Gegnerſchaft des occidentalen Jmperialismus und die ganze übrige anti-öſterreichi{e Conſtellation!
Der Doppeladler wird daher beſtändig mindeſtens ein Augenpaar auf jenes Delta gerichtet halten müſſen, und nie darf dies in die Hand eines Oeſterreich feindlichen Herrſchers gelangen, welcher den Vortheil ſeiner territorialen Stellung zu einer permanenten Aggreſſion gegen Oeſterreich mißbrauchen könnte,