Neueste Weltgeschichte vom Anfange der französischen Revolution bis zum allgemein Frieden
Frankreich 1791 23
verſammlung berathſchlagte ſich mit Anſtand und Würde über die zu ergreifenden Maaßregeln , nachdem der Präſident Beauharnois die Sißung mit der Nachricht eróffnet hatte, daß der König in der verfloſſenen Nacht durch die Feinde des öffentlichen Wohls entführt worden ſey. Bald darauf erſchien auh der Schakmeiſter des Königes in der Verſammlung, und überreichte derſelben ein Paquet, darin eine weitläuftige vom Könige eigenhändig geſchriebene Declaration, ber die Verhältniſſe des Staats und den Bewegungsgründen zur Abreiſe des Königes, enthalten war. Nachdem dieſe Declaration in der Nationalverſammlung verleſen war, wurde dem Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten aufgetragen, alten Mächten den Wunſch der franzöſiſchen Nation zur Beybehaltung des Friedens, zu erflären. Im Ganzen war die Nationalverſammlung ſehr für den König geſtimmt, und- bewieß viele Theilnahme an feine mißliche Lage; nur im Jacobinerklubb gieng es ſehr ſtürmiſch her, woſelbſt Robespierre ſeine ganze Beredſamkeit aufbot, um den König als einen Vevräz ther darzuſtellen, wodurch er ſi<h als der eifrigſte Democrat zeigte, und den Grund zu ſeinem nachherigen großen Einfluß legte.
Als am 22. Juny ſpät die Nachricht in Paris anfam, daß der König zu Varennes angehalten wäre, verbreitete ſich ein allgemeiner Jubel durch die ganzè Stadt, und die Nationalverſammlung faßte ſoglei< die erforderlichen Beſchlúſſe für die Sicherheit des Königes. Ein zahlreiches Detaſchement Nationalgarden wurden dem Könige entgegen geſandt,. und ſo traf derſelbe am 25. Juny wieder in ſeine Reſidenz ein. Man denfe ſich die peinlichen Gefühle des unglü>lichen Monarchen, als er den Ort wieder erbli>te, den er aus Verzweiſelung verlaſſen hatte. Er der im höchſten Glanze irdiſcher Hoheit, nur zu befehlen, nicht aber
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