Neueste Weltgeschichte vom Anfange der französischen Revolution bis zum allgemein Frieden
Frankreich 1792, 35
der König jedem andern Bürger glei, zu einer jähr: lichen Abgabe von 4 Millionen angeſeßt, au< wurde decretirt, daß er jede fleine Geſandtſchaft der National: verſammlung mit eben der Feyerlichfeit empfangen ſollte, als eine große Deputation derſelben. Um das Volk in einer ununterbrochenen Unruhe zu erhalten, ſuchte man immer zu verbreicen, daß der König entflohen wáre oder auch entfliehen wolle, welches Gerücht man ſo wahrſcheinlich zu machen wußte, daß ſogar die ausgewanderte Prinzen dadur< getäuſcht wurden. Kurz der König befand ſi< in einer ſehr bedenklichen Lage, und alles ſchien darauf hinzudeuten, daß der Sturz des Ueberreſtes der franzöſiſchen Monarchie nicht mehr ferne ſey. Carra wagte es ſogar am 7, Febr. im Facobinerflub zu ſagen : „Wir glaubten mit der Baſtille die Tirxanney geſtürzt zu haben , und wir verheerten nur Steine; der Geiſt der Tiranney, der Verſtellung, der Treuloſigkeit und Verdorbenheit, iſt mit dem alten Tyrannen und ſeinen Umgebungen auf dem Throne geblieben.” Vorzüglich ließ man die Miniſter den Unwillen tief fühlen, und zog ſie zur ſtrengen Rechenſchaft ; beſonders mußte der Miniſter der auswärtigen Angelegens heiten Deleſſart, ſhwer büßen, und wurde als Gefangener nah Orleans abgeführt , indem man ihm vorwarf, daß er dem Wiener Hofe falſche Vorſtellungen Über Frankreichs Lage beygebracht, und kleinmüthig um Beybehaltung des Friedens gebeten habe. Die Herabwúürdigung des Königes nahm mit jedem Tage zu, ſo daß man ſogar öffentlich im Volfsreduer die Frage aufwarf : „wird Ludwig XVI. und ſeine Frau auf dem Greveplaß hingerichtet werden oder niht?” und in einem andern Blatte nannte man ihn und ſeine Gemahlin nux, Herr und Madame Veto. Ja ſogar die Nationalverſammtung wurde gewöhnlich von den Tribünen und Gallerien verhöhnt, weun in derſelben etwas vorfiel, das nicht ganz nach dem Sinne der yon den Jacobinern gedunge-
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