Untersuchungen über die Mannane, Galaktane und Cellulosen angreifende Enzyme

376 H. Bierry und J. Giaja:

cellulosen, widersteht der Diastase, der Takadiastase, dem Ptyalin und dem Pankreatin. Man kann zwar in dem der Verdauung unterworienen Stoff ein Löslichwerden beobachten, jedoch in den Flüssigkeiten keine Spur reduzierenden Zuckers entdecken (E. Schulze und V.Castoro, l.c.).

Diese Frage, die in bezug auf die höheren Tiere erledigt zu sein scheint, ist für die niederen von Biedermann und Moritz!) wieder aufgeworfen worden. Die beiden Forscher haben die Behauptung aufgestellt, daß der Verdauungssaft von Helix fomatia die Cellulosen und Hemicellulosen spaltet.

BiedermannundMoritz beobachteten mikroskopisch an Schnitten von Pflanzen, die man in den Verdauungssaft von Helix getaucht hatte, die Auflösung der Zellmembranen. So haben sie mit Hilfe des Mikroskops die mehr oder weniger vollkommene Verflüssigung von Zuckerrüben- und Radieschenwurzeln, Spargelstengeln, Salatblättern, Kartoffelknollen, von Eiweiß der Dattel, der Lupine, des Roggens, des Kaffees durch den Saft von Helix festgestellt. Gleichfalls haben sie bemerkt, daß der Verdauungssaft von Astacus auch das Eiweiß der Dattelpalme aufzulösen imstande ist.

Aus ihren Versuchen haben die genannten Autoren die Schlußfolgerung gezogen, daß die Invertebraten eine Cytase produzieren, die die verschiedenen Cellulosen und Hemicellulosen hydrolysiert.

Unserer Meinung nach kann die Existenz einer Cytase nur dann als absolut sicher hingestellt werden, wenn man bei Gegenwart von Antiseptica verschiedene Verdauungssäfte auf chemisch genau studierte Substanzen einwirken läßt, und wenn die Spaltungsprodukte in genügender Menge vorhanden sind, um eindeutig spezifiziert zu werden. Nun haben aber die genannten Forscher in den sehr seltenen Fällen, wo sie die Spaltungsprodukte zu identifizieren versuchten, dies in sehr unvollkommener Weise getan; so haben sie z. B. konstatiert, daß die Zuckerrübenwurzel Glucose und Pentosen liefert, daß Datteleiweiß einen Zucker liefert, der in der Rälte sich mit Pheny]hydrazin verbindet, und den sie auf dieses einzige Charakteristikum hin als Mannose angesprochen haben. Die Arbeit von Biedermann und Moritz in histologischer Hinsicht gestattet nicht die Schlüsse, die diese Verfasser daraus gezogen haben.

Wenn auch die Frage bezüglich der Verdauung von Mannanen schon in den ersten Umrissen vorlag, war sie noch ein gänzlich

1) Biedermann und Moritz, Arch. f. d. ges. Physiol. S3, 1898.