Vorlesungen über eine künstige Theorie des Opfers oder des Kultus : zugleich als Einleitung und Einladung zu einer neuen mit Erläuterungen versehenen Ausgabe der bedeutendsten Schriften von Jacob Böhm und S. Martin

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deren beider wechjelfeitiger Confunftion aud; beiden das nds thige Complement fehlt. Da nun aber die Kenntniß ber -Gefege Des intelleftuellen Lebens den Menfchen zur Erhal tung und VBollbringung deffelben unentbehrlich ijt, fo zeigt fich hiemit die Nothwendigfeit des Entftands und Fortbeftands einer äußert, der Erreichung jenes dopyelten Zmeres entfprechenden Anftalt. Und der Mattgel einer folchen Anz falt, der Kirche, würde mit Gottes Güte und Gerechtigkeit ebenfo im Widerfpruche jtehen, als der Mangel der Promulgation eines Gefeßes ntit der Gerechtigkeit eines weltlichen Regenten in MWiderfpruch ftehen würde, wenn Leßtever feine Unterthanen für die Nichtbefolgung deffelben, ihnen unbefannt gebliebenen, &efetses beftrafte,

Das Berhäftniß der Kirche zum Staaf durchlief Biss’

her zwei Momente, in deren eriten, al$ dem theofratifchen, die Kirche den Staat it fich aufgehoben hielt, und it deren zweiten, als dent proteftantijchen, der Staat die Kirche aufgehoben hielt, um nun in ben dritten überzugehen, tt welchem beide fich völlig und Zwar erft indifferent, bis fyäter freundlich und verfehnt, von einander fcheiden, d, bh. utıter jcheiden. Denn die Kirche it nur datın wahrhaft frei, wenıt fie weltlich weder regiert noch regiert wird,

Grundlos ijt der feldft unter Neligiösgefinntent herr [chende Wahn, weldier das Freifeyt bed Staats von der Kirche, jo wie Diefer von jenem mit ihrem wechfelfeitigen Boneinanderlosfegn vwermengte, und meint, daß beide, Kirche und Staat, erft in Diefer ihrer völligeit Trermung und wechjelfeitigen Nichttotignehmung von eitander- nicht nur bejtehen, fondern gedeihen und erjtarfen Fontten,

Die aufere Losbindung der weltlichen Regterung vor ”

der Kirche, fo wie Diefer vor fetter, find beide nur Mittel zum Zmede, temlich zum freien und barumt aufrichtigen Bunde beider, was aud) vom freien Bunde der Wiffenidjaft und KRumjt mit beiden erften auf ihre Weife gilt.

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