Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
118
Marſche beſonders Frauen ein, welche unter ihrer Laſt die Berge mit der Spindel in der Hand hinauf wanderten. Sie waren heiter und bei guter Laune, ſchienen ſih auch viel Neuigkeiten mitzutheilen. .
Als wir auf der Höhe der Berge, vor der Ebene von Cettigne eben angelangt waren, und die weißen Kloſtermauern nebſt dem ſchaurigen Türkenthurme erbli>ten, hallte Kanonendonner in den Bergen wieder. Man ſah in der Ferne Roſſe nach dem Marſtall führen; der Vladika war eben von einem Beſuche der Umgegend in ſeine Wohnung zurückgekehrt. Bald trafen auch wir, etwa um drei Uhr Nachmittags im Gaſthofe von Cettigne ein. Spiro entledigte das Maulthier ſeiner Bürde, Petrarca half ihm, und ich begab mich auf daſſelbe Stübchen, das früher mein Logis geweſen war, woo ſchon die vorausgeſendeten Pflanzen zum Umlegen und Tro>nen meiner warteten. Spiro lohnte ih darauf für ſeine treue Begleitung und legte mich dann, nachdem auch Petrarca die Stille geſucht und ſich entfernt hatte, zur einſtiveiligen Ruhe nieder. Es war ein angenehmes Gefühl wieder heimiſch und wie unter Freunden zu ſein. Sorgenfrei bli>te ich in die Vergangenheit, froh, daß mein Unternehmen glü>te und mir fein Unfall begegnete.
Zwei Stunden mochte ih geſ{<lummert haben, als ih plöslich durch Fußtritte und Männerſtimmen aufgewe>t wurde. Eben ſah i< noh ſlaftrunken nah meiner Thüre, deren \hwache Palliſaden aber ſchon: durhbrohen waren, als plößlich der Vladifa nebſt Herrn Hofrath von Tſcheffin und einigen Begleitern, vor mir ſtand. Eilig ſprang ih von meinem Lager und warf mich in meinen. Reiſero>Œ. Jm Augenbli>e waren einige Pflanzenpä>ke von den Riemen befreit und aufgeſchlagen, die, ſo unanſehnlich ſie auh im Reiſezuſtande, und ohne Ordnung dur einander ausſahen, doh mit vielem Jntereſſe, ſowohl von den übrigen Anweſenden, als beſonders vom Vladika gemuſtert wurden. Leßterer hatte aus Theilnahme ſelbſt ſehen wollen, wie es mir in ſeinem Lande ergangen ſei, und was ih von meiner Reiſe durch daſſelbe mitgebracht hätte. Die Pflanzen ſprachen für mich ſelbſt, und im Uebrigen gaben die an mich gerichteten Fragen und meine Mittheilungen zu vielfältigen Geſprächen Veranlaſſung, welche auf dem Zimmer „angeknüpft,