Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
121
fisthum des Vladifa, mir derſelbe einhändigen ließ. Eine Anzahl Taue zum Herablaſſen u. ſt. w. hatte der Baumeiſter des Vladika hergegeben, und mit Leuten von Dobarskoſſello , die die dortige Höhle kannten, hatte Herr Vucovich bereits Rückſprache genommen, ſo daß mithin unſerer Expedition nichts weiter im Wege zu ſkehen ſchien. Nur ein Umſtand machte uns beſorglich. Schon geſtern, als wir von den Bergen in die Ebene von Cettigne hinabſtiegen, hatte es ein wenig, und heute Nachmittag öfter geregnet; dennoch hofften wir, theils auf fommendes beſſeres Wetter, theils, daß der ſchon gefallene Regen einen bedeutenden Einfluß auf den Zuſtand der Grotte nicht würde gehabt haben.
Der Vladika hatte mich heute zur Mittagstafel einladen laſſen. Die Stunde war um vier Uhr dazu angeſeßt, und ih / begab mich deshalb etwas früher nach der erzbiſhöfli<hen Wohnung, wo ich. von Herrn Vucovich empfangen , und für einige Minuten noch in den auf der Nordſeite des Hauſes liegenden Garten geführt wurde, der, wenn auh nur in der erſten. Anlage, doch hon manche feine Gemüſearten hervorbrachte. Nachdem wir darauf noch für wenige Augenbli>e in das Billardzimmer eingetreten waren, worin ſich der Vladika befand, begaben wir uns fodann zur Tafel in eine andere Stube. Bei der Mahlzeit wurden einfache und gut zubereitete Speiſen aufgetragen, der Art, wie wir ſie etwa bei wohlhabenden Privatleuten gewohnt ſind. Montenegriniſcher rother Tiſchwein und gutes Waſſer war der gewöhnliche Trank, außerdem wurde auch eine Flaſche Champagner gegeben. Jn einer halben Stunde war die Tafel aufgehoben, und man hatte den angenehmen Eindru>, daß Eſſen und Trinken hier Nebenſache ſei. Fns Billardzimmer zurückgekehrt, unterhielten wir uns abwechſelnd, theils mit verſchiedenen Geſprächen, theils mit Billardſpielen. Obgleich der Vladika auch heute niht ganz geſchäftsfrei ſcien, denn wie immer faz men und gingen Boten ein und aus, welche Beſtellungen abgaben und empfingen, ſo ſpielte er doh bisweilen Billard mit, wobei er alle Anweſenden, die ſi< ihrer Geſchi>lichkeit eben auch nicht \{ämen durften, doh als Meiſter bei weitem Übertraf. Wie ich hêrte, iſt das Billardſpiel ein Lieblingsſpiel des Vladika. ]