Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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ſem Augenbli>e ‘als wirklicher Teppich oder richtiger, als Bett. Sonſt wird ſie beim Regen oder anderem böſen Wetter über die Schultern gehängt und vorne ‘vor der Bruſt übereinandergelegt, wobei ſie bis an die Kniee hinabreicht. Jſt die Witterung günſtig, ſo wird der Mantel einmal der Länge und mehrere Male der Quere nah zuſammengelegt, über die linke Schulter geworfen, ſo, daß er, indem mit einer gewiſſen Zierlichkeit die Franſen vorne hinabhängen, faſt noh ¿zum Pute gereiht. Jn eben derſelben zuſammengelegten Art dient die Struka als Kiſſen beim Siben.

Von unſerm Standpunkte aus blickten wir rü>lings na< der Gegend von Cettigne. Links an dém in der Entfernung liegenden Berge Ploznik lag die kleine, mit ihren Feldern freundlich ausſehende Ortſchaft Ougliani, rechts, ganz am Horizonte die, die Vorgebirge überragenden Bielo Paulovich und Gliubotin Gorra: Als wir, wiederum weiter ziehend, die Tſcheoska Gorra erſtiegen hatten und“ oben ‘angelangt waren, eröffnete ſi{< jenſeits derſelben ein freundlicherer Bli. Mehr Ae>er, mehr Weinpflanzungen, mehr Laubwälder ſahen wir theils im Grunde vor uns, theils auf den uns vorliegenden Bergen, o daß die ganze Gegend wohnlicher und fruchtbarer ſchien. Sobald aber gelangten wir nicht dorthin, denn wit hatten uns auf unſeren Wegen ſo verſtiegen, daß Spiro felbſ nicht mehr recht wo hinaus wußte, und wir glü>lih waren, als ſich auf den entfernten Hügeln einige Montenegriner zeigten, mit denen wie uns durc Rufen verſtändigen konnten. Die Entfernung, in der die Rufenden ſi antworteten, war ſo groß, daß ih mi< verwunderte, wie ſie ſih verſtanden. Es klang ‘dieſer Ruf dur< das Wiederhallen in den Bergen eigenthümlich, ſo daß es mir vorkam, als hätte ein Anderer, der nicht daran gewöhnt war, ſ{werli< die Worte verſtehen können. - Die Montenegriner ſcheinen ſi< aber, wie wohl die meiſten Gebirgsbewohner, durch einen fehr ſcharfen Gehörſinn auszuzeihnen, wie denn auch“ ihr Geſichtsſinn eine mir ans Unglaubliche grenzende Schärfe hatte. És

In das Thal ging es mit unſäglichen Beſchwerden hinab, da wir von einem ſcharffantigen Blocke zum andern hinunter balancirten. Am meiſten“ bedauerte ih unſer armes: Maulthier; welches die ganze Bürde immer ſtoßweiſe auf ‘den Vorderflißen

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