Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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auffangen mußte. Seine Geſchi>lichkeit und Bedachtſamkeit, mit der es abwechſelnd immer eine Zeitlang vor den ſchwierigſten Partieen ſtille ſtand, und die zwe>mäßigſten Tritte überlegte, war bewunderungswürdig. Jm Thale ſelbſt konnten wir neben den Bächen eiliger fortwandern, denn wir wollten Utergfk, den erſten Ort in der Provinz Czermnißa (Tſchermniba ) noch vor Nacht erreichen. Der Weg durch einen neuen kleinen ſchattigen Laubwald, welcher ſich namentlich durch eine Menge der \{hónen Colutea arborescens auszeichnete, deren blaſenförmige Früchte faſt ohne Ausnahme von Spinnen und Ameiſen wimmelten, war eigentlih bodenlos, ‘denn indem wir die ‘Abhänge hinunter ſteigen wollten, fuhren wir theilweiſe zugleich mit dem Gerölle und Schutt hinab, ſo daß wir uns hie und da genöthigt ſahen, nahe ſtehende Baumſtämme zu umklammern, während das arme Maulthier ſtre>enweiſe auf dem Hintertheile bergabwärts gleitete. Spiro ſchien noh immer über unſern Pfad nach Czermnita, nicht xe<t im Klaren zu ſein, denn er fragte links und re<hts, wo ſih nur Jemand ſehen ließ. Auf die Frage, wie weit, hieß es immer noch eine Stunde, noch eine halbe Stunde, noch eine Stunde, wieder noh eine Stunde, ſo, daß wir, als wir nah den angegebenen Terminen noh niht am Orte unſerer Beſtimmung eintrafen, ſchon- etwas beſorgt wurden, um ſo mehr, als es immer dunkler wurde, ja unglülicherweiſe auh noh ein Unwetter mit Regenſtrömen auf uns losbrach, was uns in Kurzem durch und durch näßte. “Dabei fielen uns noch die berüchtigten montenegriniſchen Hunde, dieſe zudringlichen, zottigen Beſtien hie und da mit wüthendem Gebelle an, als wollten ſie uns in Stücke zerreißen. Allein wir eröffneten alle drei ein lebhaftes Bombardement mit Steinen, welcher in Montenegro gewohnten und erfolgreichen Taktik ſie endlich alle weihen mußten. Da wir wenig mehr ſehen konnten, ſo war von éiner Wahl der Tritte auf den Steinen gar nicht mehr die Rede, ſondern geradezu vorwärts mußten wir nur ſorgen, daß wir nicht ins Fallen kamen, von dem uns dann das Auſfſtehen vielleicht ſchwer geworden wäre.

Endlich in dem Thale vor Utergk angelangt, fanden wir rechts hin gegen den Berg, am tiefern Abhange des Gebirges Troiza, einen unfehlbaren Weg, der an manchen Stellen bis