Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
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Vierter Tag.
Als der Morgen des ein und dreißigſten Mais angebrochen war, legte i< meine Pflanzen um. Bei! Gelegenheit der Beſorgung einiger noh nöthigen Wegekoſt, war es komiſch -genug, ‘daß ein Montenegriner aus der Umgegend eine junge Ziege herbeitrug und uns zum Kaufe anbot. Wir ſtkreichelten das niedliche Thierchen und ließen uns ſtatt ſeiner an einigen Eiern, Brod und Käſe genügen. Darauf frühſtü>kte ih {óne warme Milch, während Petrarca und Spiro unſer wohlgeſtärêtes Maulthier beluden, das heute nicht ſo weit als geſtern, wol aber noh höher zu ſteigen hatte. Wir wollten nämlich zur Nacht in dem nahen Bercelle, mit einer der größten Ortſchaften der Provinz Ezermniba, einkehren, wohin ih auh einen Montenegriner , den mir der Pope empfohlen, mit einem Packe Pflanzen, das ih niht mitführen wollte, vorausſchi>te. Den Tag über beabſichs tigte ih mit meinen Gefährten, bei und auf dem Berge Troiza (Italieniſch Trinita, Deutſy Dreieinigkeitsberg) - zuzubringen, indem ich theils dieſe höhere Hügelkette an der öſterreichiſchen Grenze näher fennen lernen wollte, denn geſtern waren wir nur unbedeutendere paſſirt, theils aber auh von jenemè höheren Standpunkte eine Aus ſicht auf die Landſchaft und dadurch ein beſtimmtes Urtheil- zu gewinnen wünſchte, wohin ih mit ſicherem Erfolge meinen weiteren Weg nehmen ſollte, indem meine bisherige Ausbeute im Ganzen doh nur dürftig ausgefallen war, Einer der, des Popen Wohnung in dicht gedrängter Schaar umlagernden neugierigen Montenegriner, welche ſh, wie es ſchien über unſer Coſtüm und unſere Bagage in allen möglichen Wißen und Späßchen harmlos ergingen, ſollte uns, weil Spiro dort oben ſ{le<t Beſcheid wußte, noh begleiten, wozu er um- den vierten Theil des Lohnes, den er Anfangs gefordert hatte, ſpäter gerne bereit war. Eine geraume Strecke führte mich noh der Prieſter an der Hand den Berg feierli<h hinauf, bis er dann mit wiederholtem Gruſſe und Kuſſe ſchied, worauf wir immer höher und höher ſtiegen.
Als wir den Rücken der vor uns gelagerten Bandiera Gorra ‘erreicht hatten zog ‘Spiro mit ſeinem Maulthiere eine Stre>e- vorwärts: gegen die öſterreichiſche Grenze hin, während