Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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tigte, nur mit dem in Montenegro ſtets ſehr anwendbaren Rathe, ſie von Kopfe bis zu Fuße fleißig zu waſchen.

Unſer Weg führte hinter Polie Smokovina in die Bielarudina Gorra. Die Pfade wurden, wenngleih noh ebenſo ſteinig, wie die geſtern zuleßt beſchriebenen, im Uebrigen doh wenigſtens beſſer als früher. Mit größerem Fleiße waren zu beiden Seiten Steinmauern aufgeführt, oder He>en von Wein, Roſen, Brombeeren, Granaten und Stechdorn angepflanzt, an denen jedo<h, um der Enge des Raumes willen, unſere Bagage nicht ſelten hangen blieb, und unſer Maulthier aufgehalten wurde. Die Gegend war, ſo weit das Auge reichte, fruchtbarer, als alle früher durchreiſten. Hie und da, trat an den Bergen, um die ſh unſer Weg ſchlängelte, ein grünlich und bläulichgrauer Mergel hervor, auh zeigte ſh wohl die geſammte Kalkgeſteinmaſſe verwittert, woraus die größere Fruchtbarkeit der umliegenden Thäler gut erklärbar iſt, ob ſie gleich no< in andern Umſtänden, namentli<h in dem größern Zufluſſe an Waſſer begründet war. Reichlicher ſtrömten die kleinen Bergbäche, und zur Abwechſelung ließ ſich auh eine Schildkröte (Emys Europaea) ſehen. Die Ae>er von türkiſchem Waizen, Gerſte und Hafer, grünten üppiger, wie immer, ſo auh hier von Zwiebeln und Knoblauchbeeten durchſeßt, von großen Wallnuß- und Maulbeerbäumen, beſchattet. Alles hatte eine freundlichere Geſtalt angenommen, und die ringsumher zerſtreut liegenden Gebäude, regelmäßiger von Steinen erbaut, zeigten von größerem Wohlſtande, der ſi<h mit mehr Ordnungsliebe und Reinlichkeit ſelbſt an den Perſonen, die wir begegneten, offenbarte. Wenn nichts deſto weniger auch heute am Wege wieder ein na>endes, mulat-= tenartiges Kind ſaß, ſo wunderte ih mich niht, denn ſolche Erſcheinungen gehören in Dalmatien und Montenegro, ſo zu ſagen, zur Tagesordnung. /

“Wir näherten uns den legten Anhöhen vor Bercelle, hinter deren zahlreichen Eichen und Buchen {on die Kapelle und das Haus des Popen (denn zu ſolchen führte mi<h nun einmal mein Spiro, entweder aus eigenem Antriebe, oder auf Anweiſung des Vladika), bei dem wir zu Nacht einkehren wollten, hervortraten. Viele Montenegriner, Männer und Weiber, lebtere