Über den Geist des Zeitalters und die Gewalt der öffentlichen Meinung, S. 89

ſind fſieidennoch oft gezwungen, mit dem Strome -der neuen Meynungen fortzugehen.

Uebêrhaupt fürchtet fich der träge, alle Anſirengung ſcheuende aber eben ſo neugierige menſch» liche Geiſt mehr vor Zweifeln als. er Belehrung wünſcht, und begnügt ſich gemeiniglich mit einigen Hauptſägen, ‘auf die er ſeine ſchwankende Meynung zu ſtüßen vermag. Sobald alſo die Gewohnheits - Begriffe vernichtet ſind, ſpringt der große Haufe blindlings von einer Meynung zur “ andern über, und giebt oft leichtſinnig das Wahre gegen das Falſche, und dieſes wieder ohne Verdienſt für das Wahre hin. Das- dauert o fort, bis überwiegende Umſtände ihn bewegen, bey irgend einem Gedanfen -Syſteme zu bleiben, und es in Gewohnheit zu verwandeln,

Auf dieſe Weiſe ſicht man Revolutionen entſtehen’; und ſo erzeugte fich die Reformation und die. franzöſiſche Revolution.

Es iſt dahèr ein Jrrthum, wéunn inan meynt, Revolutionen gingen von der Menge aus. Sie find in der. That das Werk der Minorität oder der fúhnen Anführer, welche Zeit, Umſtände und Volks? Charafter zu ‘berechnen wiſſen: Die Mas jorität iſt immer das- Werkzeug dieſer Anführers auch geräâth ſie nie mit der Minorität ſo in Krieg,