Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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wurde bei dem: Verſuche, ſie zurückzuholen, von dem Schala erſchoſſen. ; y )

Handelt es Jich bei den Hochländern um dew ſeltenen Fall einer Neigungsheirat, ſo findet ſi<h der Jüngling erſt ſelbſt einigemale im Hauſe dex Braut zum: Beſuche ein; hierauf ſ{i>t er die Mutter oder eine Anverwandte mit einem. Geſchenke an den Vater der Umworbenews hin. Nimmt dieſer das Präſent an, ſo gibt er damit ſeine Einwilligung zu der Verbindung zu erkennen. Weigert ſih der Vater, iſt aber das Mädchen einverſtanden, ſo raubt es dex junge Mann mit Hilfe einiger Freunde, verfällt aber dadurch der Blutrache der betreffendén Familie. Nicht ſelten werden aber au< laut Steinmetz Frauen mit ihrer Zuſtimmung entführt.

Eine Mitgift bekommt die Braut niht; es muß vielmehr der Mann vor der Hochzeit, je na<h ſeinem Vermögen, 1000 bis 1500 Piaſter (220 bis 300 Kronen), im höchſien Falle 3000 Piaſter (700 Kronen) der Familie der Braut entrichten. Die Braut wird alſo eigentlich direkt gekauft, wie Patſch in ſeiner Studie über das

Sandſchak Berat eingehend auseinanderſeßt.

In der Malcija kommt au< Polygamie ziemli<h

: häufig vor. Jn einem Falle iſt ſie dur< das Herkommen

direkt vorgeſhhrieben: wenn von zwei verheirateten Brüdern der eine ſtirbt, ſo übernimmt der Ueberlebende die Wilwe als Nebenfrauz das gleiche geſchieht mit der Frau des Oheims. Die Anſchauungen über ehe ki <e Treue ſind in der Malcija überaus laxer Natur. Steinmeß ſicht ſogar „als erſte Veranlaſſung der

| | meiſten Blutfehden die eheliche Untreue der : Frau“ an. „Wenn frühere Reiſende,“ ſo ſchreibt dieſer ſehr” gewiſſenhafte Forſcher, „die in der Malcija herrſchende

Sittlichkeit hervorhoben, ja ſie als geradezu -muſterhaſt prieſen, ſo beruht dies auf einer nur oberflächlichen Bekanntſchaft mit dem Tatſächlichen. Es ſoll aber damit