Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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nicht wenig zu Herzen geht, allein es iſt meiſt nicht die, treue Lebensgefährtin, die er in der Hingeſchiedenen bedauert, er beklagt vielmehr eher den Verluſt der dienſt- | baren Hausfrau.“ Bezeichnend iſt, daß die albaneſiſche

Sprache nit einmal einen eigenen Ausdru> für „Liebe“ * €

und „lieben“ hat. Die Frau lernt ihren Mann gewöhnlich erſt bei der Hochzeit kennen, denn die Verlobungen werden dur<hwegs von den Ellern vereinbart. Nur bei den Albaneſen des Hochlandes, bei den rauhen Bergſtämmen, : finden vereinzelte Neigungsheiraten ſtatt, weil hier der | Verkehr ein mehr ungehinderter iſt. Aber auh Hier iſt ein Sichkennenlernen vor der Hochzeit nur ſehr \{<wer möglich, weil bei den meiſten Stämmen Heiraten inner=halb des Stammes verpönt ſind. Die Eheleute müſſen verſchiedenen Stämmen angehören, da ſih die Mitglieder eines Stammes als Sþprößlinge eines Ahns für bluts= verwandt halten und jede, wenn auh no< ſo entfernte | Bluts8verwandtſchaſt als -Ehehindernis aufgefaßt wird.

Zur Jlluſiration dieſer Zuſtände dient trefflich folgender von Steinmetz erzählte Vorfall, der ſi< in Nifkfaj zutrug: Ein Nikaj war mit einem Schoſhi-Mädchen verlobt, do< furz vor der Hochzeit entfloh die Braut zu ihrer in Schala verheirateten S>(weſter. Jhr Bruder befand Ji, nun als Familienoberhaupt in einer ſehr unangenehmen Lage, denn der Bräutigam forderte die Braut, und die Nichteinhaltung des Eheverſprehens Hatte die Blutrache zur Folge. Um der Verlegerwheit ein Ende zu machen, ergriff er die verheiratete Schweſter aus Schala, die zum Beſuche ihrer Familie gekommen war, und führte Jie kurzerhand dem Nikaj an Stelle der entflohenen jüngeren Schweſter zu. Dieſer war damit zufrieden; hatte er doh weder die eine noh die andere früher geſehen. Die Angelegenheit mar damit erledigt. Doch ſpäter entfloh die Frau wieder zu ihrem erſten Manne und der Nifaf