Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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durchaus niht geſagt werden, daß bei den Malzoren all=/ gemeine Unſiltlichkeit herrſcht. Sie haven im Gegenteil,“ wie die Drientalen überhaupt, ſehr ſtrenge Anſchauungen -

über das weiblihe Geſhle<ht und ein Mädchen darf

es kaum wagen, mit einem Manne ein Wort zu wechſeln. Anders ſteht es hingegen mit den Frauen; unter il

ihnen kommen Ehebrecherinnen niht. ſelten VOL,“

Î Daß Nichtverheiratete zum “Unterſchiede von den

Frauen, bei ſonſt völlig gleicher Kleidung, niht das mindeſte von roter Farbe an ſich tragen dürfen, habe ih ſhon in dem Abſchnitte über die albaneſiſhen Trachten hervorgehoben.

Veber das Aeußere der Albaneſinnen gehen bei den Gelehrten die Meinungen ſehr ſtark auseinander. Während Steinmez erklärt, man finde ‘unter den Malzorinnen

ſehr viele anmutende, und derbe bäuerlihe Geſichtszüge, | wie man ſie bei uns hie und da ſicht, kämen bei den |

Albaneſinnen faſt gar nie vor, erklärt Baron Nopcza, |

weniger galant, aber wohl etwas leben8wahrer: „Frühe | Heirat und ſ{<were Arbeit tragen viel dazu bei, die an |

und für ſih niht beſonders ſ{<hönen Phyſiognomien der Albaneſinnen man<hmal in kürzeſter Zeit faſt zu Scheußlichkeiten zu verwandeln. Auch nur halbwegs ſ{<öne Frauengeſichter triff man ungemein ſelten.“ Uebrigens irägt auh, wie Baron Nopcza im FJuntereſſe der Gerehtigkeit hervorhebt, die Kleidung zum unvorteilhaften

Geſamteindru>e das ihrige bei, denn die Kleidung der * Frauen iſt eniſhieden als plump und geſ<hma>los zu |

bezeihnen. Bemerken8wert iſt, daß die albaneſiſchen Frauen, auh jene mohammedaniſcher Religion, unverſchleiert ausgehen und. ſogar ſo rü>ſihtslos ſind, bei einer Begegnung ſi<h niht abzuwenden, um Geſicht und Hände dem Anblicke des Fremden zu entziehen.

Daß albaneſiſhe Frauen an einer Mahlzeit teilnehmen, zu der Fremde zugelaſſen wurden, iſt eine auf-

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