Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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* Jehenerregende Seltenheit. In mohammedaniſchen Häuſern : ſind die Frauen mit den Kindern in beſonderen Räumen © untergebracht, und der Fremde bekommt ſie im Hauſe Le gar niht zu Geſicht. “Sonſt aber werden die Vor© ſchriften des Koran von den albaneſiſhen Frauen mosle| mitiſhen Bekenntniſſes niht ſehr ernſt genommen,

“ wenigſtens niht genau befolgt.

Im Kampfe begleitet das Weib den Mann, iſs ihm ¿ ’ aber auh Hier mehr Waffen- und Gepäckträger als gleichberechtigter Gefährte. Mit beſonderer Vorliebe werden die Frauen als Parlamentäre ſowie zur BVeſtaitung der Gefallenen und zur Pflege der Verwundeien verwendet. Beſonders von den ſtets ſehr heftigen und erbitterben Kämpfen zwiſchen Albaneſen und Montenegxinern wird ſchr_oft berichtet, daß ‘aud Frauen — wohl dur ver© irrte Kugeln — getötet worden ſind. Jeder Albaneſe muß heiraten; es gibt daher nur i ſehr wenige ledig bleibende Mädchen. Nun kommt es aber doh v vor, daß ſi< die Eine oder die Andere dem CEhejoh niht beugen will oder aus Rückſichten auf ihre Fa| milie niht beugen kann. Dieſe erklären dann feierlih ; ‘vor der Kirche, daß ſie nie heiraten wollen und genießen * nun alle Vorrehte der Männer, tragen von dieſer Stunde © an auh Männerkleidung und Waffen. Dieſe Mädchen,

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_— Wirdſ<hen (Jungfrau) genannt, ſtehen unter dem

Schußze der Kirche, verwalten oft ſehr mühſelig das © väterlihe Erbe oder ziehen als ſehr geſhäßte Sängerinnen

_/ „der heimiſchen Heldenlieder frei dur< das Land. Oft

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© fommt es vor, daß ein Mädchen ſi< als Wirdſchen er-

klärt, um den heimatlichen Beſiß vor fremden Erben zu retten, wenn kein männlicher Nachkomme des verſtorbenen Vaters vorhanden iſt. Ein ſolcher „Geſ&lehts8we<ſel“ iſt ferner das einzige Mittel für ein Mädchen, ſih von éinem mißliebigen Verlöbnis loszuſagen und die Angehörigen denno<h von der Blutrahe des verſhmähten