Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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115 Piaſtern (zirka 20 Kronen v. W.) verlangte. Um Ji einen Begriff davon machen zu können, was wir für dieſe 20 Kronen alles erhielten, muß man wiſſen, daß Arfid ſih für eine achttägige Reiſe zu rüiîten hatte: wir rechneten ab Tſchereti noh vier Tage bis Prisrend ! Den notwendigen Raſttag in Prisrend einbezogen, erhielten wir alſo dieſen mohammedaniſthen Führer mitſamt einem vorzüglichen Pferde dur< neun Tage hindur<h zu unſerer Verfügung — neun Tage für 20 Kronen ! Hiezu kommt noh die Gefahr in Betracht, welche den guten Mann auf die Heimreiſe begleitete, da er genötigt war, feindlihe Stämme allein zu durchqueren, die er bis Prisrend in unſerer Geſellſchaft paſſierte. Kurz — man erſieht aus dieſer Epiſode mehr als aus langatmigen afademiſchen Erörterungen, in wel< hohem Werte das bare Geld in Albanien ſteht.

Tatſächli<h gehört denn au< ‘Albanien in ſeinem

jeßzigen Zuſtande, obſchon, wie Baron Nopcza ſehr richtig

hervorhebt, von Natur aus hiezu durchaus nicht ver= /

urteilt, zu den ärmſten Ländern Europas. „Bares Geld * iſt im Lande ſelten und dies, ſowie das Riſiko, das ſi mit der Gewährung von Darlehen verbindet, bedingt vor allem einen exorbitanten Zinsfuß. Die katholiſche Geiſtlichkeit iſt im allgemeinen beſtrebt, den Zinsfuß auf 10 bis 12 Prozent herabzudrüten, aber dies iſt nur in einigen

Gegenden und auh da nur teilweiſe gelungen. In Mer- | dita ſ{hwankt der Zinsfuß ſogar zwiſchen 46 bis 60 Pro- i

zent. Da 100 Ofa Mais bei Barzahlung und normalem Kurſe 100 Piaſter koſten — allerdings kann der Preis auh auf 120 bis 130 Piaſter und mehr ſteigen — und ein alleinſtehender Mann jährlih zirka 400 Oka Mais= mehl braucht, ergibt dies einen Fixpunkt, um das Bedürfnis eines niht eben, glanzvoll lebenden Albaneſen zu beſtimmen. Man kann annehmen, daß ein Menſh mit durhſchnittlih 160 Kronen Jahres8einkommen das Aus-

wes