Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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einen älieren, ireuherzigen, ſprahgewandten Mann, der mich. allabendli<h nah Hauſe begleitete. Vor ungefähr _¿wanzig Jahren nun, als Frano noch in ſeinem Heimats= dorfe bei Puka lebte, wurde ein Land8mann, den er nachts zuvor bei ſih aufgenommen hatte, unterwegs er= mordet. Nach albaneſiſhem Rete war in. dieſem Falle der Wirt gehalten, das Verbrechen zu ſühnen. Frano aber, der inzwiſhen im Auslande Dienſk genommen. hatte und erſt kürzlih nah Skutaxi zurü>gekommen- war, unterließ es und fiel dadur< der Rache dex Angehörigen des Erz mordeten anheim. Da man ihm in der volkreichen Stadt nihis anhaben Xkonnte, griff man zux Liſt. Wenige Wochen nah unſerer Abreiſe erhielt er die Nachricht, ſein Sohn ſei ſhwer erkrankt und wünſche, vor ſeinem Hin= ſcheiden den Vater no<h einmal zu ſehen. Sofort machte ſih der zu Tode Erſchro>ene auf den Weg. Aber plöglih traten ihm zwei Männer entgegen, hielten ihm das Gewehr auf die Bruſt und bedeuteten ihm, er möge ſeine Seele Gott befehlen. Als der arme Frano ſah, daß es für ihn feine Rettung mehr gab, nahm er ſeinen Fes ab, ſchlug als guter Katholik drei Kreuze und ſank dann, von zwei Kugeln dur&bohrt, tot zu Boden.“

Damit der Schuß, den jedes Haus ſeinem Mik gewährt, auh re<t wirkſam ſei, iſt es notwendig, daß jeder Begegnende weiß, unter weſſen Schuße man ſteht, denn nurx in dieſem Falle kann dex Uebeltäter von dem Gaſtfreunde zur Rechenſchaft gezogen werden. Vermag man ihm das niht nachzuweiſen, ſo geht er ſtraflos aus. Um nun jedermann kund und zu wiſſen zu geben, unter weſſen Fahne man marſchiere, gibt es verſchiedene Mittel. Man fann den Namen des Gaſtfreundes Unter=wegs fortwährend laut ausrufen. Dder bei Begegnungen | ruft man auf ſichere Entfernung hin dem Begegnenden | den Namen des Hauſes zu, unter deſſen Schuß man ‘fteht. Oder bevor man zu einem Hauſe oder einem Dorfe