Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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albaneſen kennen ſie in ſolcher Ausdehnung niht — geprieſen werden, bemerkt Steinmet, ſein begeiſtertes Urteil wie folgt begründend: Die albaneſiſhe Gaſtfreundſchaft beſchränkt ſih niht darauf, daß der Fremde überall bewirtet wird, daß eine Bezahlung als Beleidigung angeſehen würde, ſie geht no< viel weiter. „Sowie ih in! einem Hauſe ein Stück Brot eſſe, eine Schale Kaffee oder au< nur ein Glas Waſſer trinke, werde ih ein „Freund“; (Mik) des Hauſes, und wenn ih dann auf dem weiteren |

Wege, bevor ih in ein anderes Haus einkehre, M

oder gar getötet werde, ſo ruht die ganze Familie niht | eher, als bis ſie die Tat gerächt, das heißt, den Täter erſchoſſen hat. Und unerbittlicher wird in dieſem Falle 1

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der Täter verfolgt, als wenn er ein Mitglied der | Familie ſelbſt umgebracht hätté. Bei der Ermordung des | Vaters oder des Bruders gelingt es den bei den fkatholi- | ſ>en Hochländern wirkenden Miſſionären manchmal, eine !

Verſöhnung herbeizuführen und der Blutrache Einhalt zu \

tun, bei der Untat an einem „Freunde“ aber niemals. ‘Tritt der ſeltene Fall ein, daß ſi<h ein ‘Haus für den innerhalb ſeiner Gemarkung getöteten Mik nicht einſeßt, ſo verfällt es der Blutrache der Familie des Ermordeten. Dieſer Umſtand erklärt es, daß ich, faſt immer nur von

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einem Manne begleitet, dur< die rauheſten Stämme !

ungefährdet hindur<hkam, denn ein etwaiger Angreifer,

der mi<h hätte berauben oder töten wollen, wußte, daß |

er ſid, dadurch der zäheſten Verfolgung ſeitens des Hauſes, in dem i> zulegt geweſen, ausſeßzte.“

Für die Erbitterung, mit der die Albaneſen darauf achten, daß dem Gaſte dieſer Shuß au< wirklih zuteil

werde, zeugt ein Vorfall, den Haſſert im Jahre 1898 —

in den Mitteilungen der Wiener Geographiſchen Geſell= ſhaft wie folgl erzählte: „Herr Ingenieur Ranatia in Skutari, in deſſen Familie wir tägli<h ein- und ausgingen, hatte einen albaneſiſhen Koh namens, Frano,