Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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kommt, ruft man ebenfalls von weitem ſhon den Namen des Schüzenden aus. Hat der Angerufene den ‘Namen | verſtanden und dies zu erkennen gegeben, ſo kann man ſih ihm ruhig nähern, es ſei denn, der Angerufene wolle erſt ‘ re<ht dem genannten Hauſe ſeine Mißachtung dadurch zum | Ausdru> bringen, daß er deſſen „Freund“ behelligt | oder tötet. i In der Malcija, und ſpeziell im Gebiete der ; Stämme von Puka, hält dem Gaſtfreunde zu Ehren ſogar i die Blutrache inne und ein Mörder kann allenthalben, ſogar im Hauſe des Rächers ſelb ſſt, die j vollen Ehren der Gaſtfreundſchaft genießen. Einen der : Blutrache Verfallenen, einen Dſchakſur, im Hauſe nicht | aufnehmen oder nah erfolgter Aufnahme, wenn man ihn ? : als Dſchakſur erkannt hat, ihm die Türe weiſen, wäre in - : Nordalbanien ein unerhörter Vorgang. Dieſe Feſtſtellung © wird ſowohl von Steinmeß als von Baron Nopcza zu wiederholtenmalen gemacht. Leßterer erzählt zum Beleg eine Anzahl von eigenen Erlebniſſen, von denen nachſtehende auch hier wiedergegeben zu werden verdienen: Ein ge= 5 wiſſer N. erfährt, daß ihn zwei Brüder verſchiedener j Vorfälle halber erſchießen wollen. Um zu zeigen, daß er Ï ſih vor ſeinen Gegnern nicht fürchtet, geht er, von einem Freunde begleitet, in das Haus des Einen, um abends : dort zu ſpeiſen, und darauf in das Haus des Anderen, | um dort zu übernachten. Während ſeiner Anweſenheit in beiden feindlichen Häuſern können ihm ſeine Gegner nichts anhaben, denn er iſt ihr Gaſt und als ſolcher ſakroſankt. In Curaj ſah Baron Nopcza, wie ein Rächer im } Hauſe ſeines zukünftigen Opfers Kaffee trank, und der ê Hausherr P. war ſo freundlich, als ob zwiſchen ihm und * ſeinem Gegner nie etwas vorgefallen wäre. Ex lud ihn ¡ ſogar ein, zum Abendeſſen zu verweilen, und do< war * Blutrache zwiſchen beiden. Dieſer hohen Auffaſſung von der Gaſtfreundſchaft li

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