Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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und der Hausehre entſprechend, kann natürlich auh die

Ermordung eines Gaſtfreundes nur dur einen Aft der ; Blutrache geſühnt werden. Als jemand in Belniſchti in / Merdila ſeinen Gaſtfreund ermordete, wurde er vom | ganzen Dorfe, ſeinem eigenen Bruder an der Spitze, j ſtandgerichilih erſchoſſen. -—— —

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Der reihe Jup von Brdeti gewährte uns eine nah albaneſiſhen Verhältniſſen geradezu fürſtliche Gaſtfreundſhaft. Als unſere Pferde verſorgt waren, ließ er Decken und Matten vor das Haus bringen, auf daß wir uns vorerſt draußen lagern möchten. Es war ein herrlicher Abend. Schnell, wie es gekommen, war das Gewitter voriïbergezogen und der gefallene Regen hatte die ganze Natur außerordentlich erfriſht. Von dem hochgelegenen Plate vor der Kula Jups aus genoß man einen reizenden Ueberbli> auf das fruchtbare Tal des Großen Fani, Mit vollendeter Grandezza fkredenzte uns der Hausherr Kaſſee und Zigaretten und lagerte ſi<h dann bei uns zu leb= haftem Austauſche über das Woher und Wohin. No< bei ſinkendem Tageslichte wurde eine fleine Schießübung abſolviert, die in wenigen Minuten an dreißig waffenfähige | Albaneſen um uns verſammelt hatte. Inzwiſchen aber : ließ Jup ein Schaf \{<la<ten und gab den Frauen ſeines | Hauſes Auftrag, uns ein reichliches Feſtmahl zu bereiten. f Vir aber hatten Muße, uns die feſte K u l a unſeres Gaſtgebers zu betrachten und uns über die Bauart und * Einrichtung ſolcher durchaus zur Verteidigung eingerih=

* teten albaneſiſher Wohnhäuſer zu informieren. Maſſen= “ dórfer ſind im albaneſiſhen Hochlande inſofern etwas ganz unbekanntes, als ſi< die zu einem Dorfe gehörigen Häuſer gewöhnli<h auf Schußdiſtanz von einander erheben oder do< wenigſtens in der Mitte eines kleineren Grund= | ſtü>es gelegen ſind. Iſt die Familie nur einigermaßen

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