Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Wer genug gegeſſen hat, zieht ſi<h etwas oom Tiſch zurü> und reibt ſi<h an Rok oder Hoſe die anhaftenden Speiſereſte von den Fingern. Tut dies der Ehrengaſt des Hauſes, ſo wird die Tafel ſogleih aufgehoben; der Tiſch wird hinaus3getragen und abermals erſcheint der Hausherr mit Waſſerkrug und Schüſſel bei jedem Gaſte, damit er ſi< gründlih ſäubere: das Feſtmahl in Brdeti war

| beendet. Aber ih möchte doh noh ausdrücli<h Hervor-

| heben, daß das Benehmen der Albaneſen — abgeſehen

; von den dur<h Sitte und Herkommen bedingten Eigen-= ‘ tümlihkeiten — bei Tiſch ein außerordentlih würdiges

* und gemeſſenes war. Niemand erhielt etwas zugeteilt, | ohne zu danken; jeder war bemüht, uns mit größter IF Höflichkeit zu begegnen. Wirklich: die Art, in der in Al| banien edle Gaſtfreundſchaft gepflegt wird, iſt geradezu trührend.

Nach dem Eſſen verſorgte der Hausherr die Feuerſtelle wieder mit friſh fla>erndem Feuer und braute uns „noh einmal vorzüglichen ſ{hwarzen Kaffee. Bemerkenswert ‘iſt, daß in Albanien die Frau alle Hausarbeit ver‘richten, alles kochen und ſchaffen muß: nur den Kaffee [kocht der Mann. Jede andere häusliche Arbeit hält er für è entwürdigend; den Kaffee zu kochen, iſt das Vorrecht des | Hausherrn. — —

Zu Kaffee und Zigaretten erhielten wir aber no< eine ganz außerordentlihe Dreingabe: unſer Gaſtgeber

— hatte einen albaneſiſhen Heldenſänger holen laſſen,

auf daß er uns dur<h Geſang und Muſik ergöße. Die leb=hafte Unterhaltung verſtummte, ſobald der Sänger auf ſeinem FJnſtrument einige Aftforde anſhhlug. Tſchefteli oder Tſ\c<himali genannt, hat das Muſikinſtrument der Albaneſen viel Aehnlichkeit mit der in Bosnien oder Serbien landesüblichen Gusla. Zwei Saiten ſind über einen ſelbſtgeſhnißten Reſonanzboden geſpannt; das ganze Inſtrument iſt vielleicht 60 Zenti=