Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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An der Seite bin ih verwundet,

“Denn wie bin ih verwundet unter der Schulter,

Wegen eines Auges und einer Braute,

Wie bin ih géſ{lagen und verwundet !

Und ich glaube- nicht, daß ih davon fomme !“

Beim Hinſcheiden ‘eines Angehörigen der Familie wird von den Mädchen und Weibern der Klag egeſang angeſtimmt. Die Stimme ‘eines der Klageweiber beginnt und klagt mit langgezogenem Tone, immer auf derſelben Note bleibend, ihren Schmerz in gebundener oder ungebundener Rede, s- B.:

„D du mein einziges Kind, warum haſt du Uns ver= laſſen?“

Hierauf geht der Ton in die höhere Quart oder Quint über und beginnt ein Diſtihon in gebundener Rede, in welches auf ein Zeichen mit der Hand dex Chor der übrigen Frauen an entſprechender Stelle einfällt, nah deſſen Beendigung wieder die Soloſtimme, in den früheren Ton zurüfallend, fortklagl:

„Dein Vater, der in der Fremde ijt, wird zurii>fehren.“ i

Hierauf folgt wieder der Chor des früheren Diſti<ons und dann wieder der Klageruf etwa:

„Ex wird nah dir fragen und dih nicht finden“ 1. Ww:

_ Nach mehreren, ſolchen Abwechſlungen, wobei oft der Erlebniſſe des Verſtorbenen gedacht wird, unterbricht eine der Frauen durh ein Zeichen mit der Hand die Klagende und übernimmt die Soloſtimme, wobei ſie gewöhulih au< das Diſtichon des Chorgeſanges wedelt, mitunter au neue Diſtiche erfindet.

Nachſtehend eine Probe eines ſolchen Klagegeſanges zum Andenken einer verſtorbenen jungen Frau:

„Schöne goldene Gerte — Wie die Frauen der Stadt.