Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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D! Schöne von Geſicht — Wie- das Steinhuhn auf der Spize des Felſens.

D! Du Schnelle wie ein Weberſchiffhen — Wo wirſt du dein Leben zubringen ?

Steinhuhn auf dem roten Felſen, — Brautſchaß zurü>gelaſſen in der Truhe.

Wo wirſt du den Sommer zubringen — Geſchieden von deinem Eheherrcn?

D ! ſ<öne leichte Rebe — du warſt eine Braut mit Züchtigkeit.

O ! Du Aufgeſchoſſene wie der Grashalm — Und ge= läutert wie das Gold.

Freudenloſe, die du dih nie gefreut — Die du dein Leben nicht vollbracht haſt.“

Ueber den Tod des Neuvermählten, der in der Braut= naht erſchoſſen wurde, klagt die Braut in einem alten und ſehr verbreiteten Liede:

„In dieſer ‘Nacht des Brautlagers Traf di<h das Korn der Flinte Fn die Treſſen der Weſte. Es flagt die ganze Verwandtſchaft, Denn ihr beklagt euren Verwandten. Ich bin ein fremdes Weſen. Geſtern fam ih, heute gehe ih, (Geſtern mit Flittern geſhmüd>t, Heute mit aufgelöſten Haaren.“

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Außer dem Lede iſt bei den Albaneſen als Produkt ſchaffender Poeſie nur no<h das Mär <en anzutreffen. Alles, was bei den Kultuxvölern die ſ<öne oder ge= lehrte oder hiſtoriſhe Literatur ausmacht, fehlte bis vor wenigen Jahren den Albaneſen vollſtändig. Natürli<h iſt nux der von mic {hon beſprochene Mangel einer Schrifiſprahe hieran ſ{<huld. „Wenn

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