Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

201

die wir zu überwinden hatten. Dft ſprächen Freund Wenng und i< dacüber, daß es gar nicht denkbar ſei, an gute Verkehrswege gewöhnte Weſteuropäer über die entſetzlichen

Schwierigkeiten aufzuklären, welche ſi<h dem Reiſenden in |

Albanien auf Schritt und Tritt enlgegenſtellen. Nur ein Fehltritt des Nferdes, und zerſchellt liegen Roß und Reiter in der Schlucht; nur ein unbedachter Schenkeldru>,

nur ein unberechneter Ru> am Zügel, und das Unglück |

iſt geſchehen. Man mag mir glauben, wenn ih ſage, daß unler dieſen Umſtänden eine Durchguerung des albaneſiſhen Hochlandes geradezu üÜübermenſh<lihe An=forderungen au die phyſiſhe und pſy<hiſhe Widerſtandsfrafi des Reiſenden ſtell. — —

Endlich, endlih, war die Talſohle erreicht, und eine an friſ<h ſprudelnder Quelle genoſſene Erfriſhung war ſowohl von unſeren prächtigen Pferden, als uns ſelbſt wohlverdient. Quellen ſind in dem Hochgebirge Albaniens niht gar zu häufig zu finden; überall aber ſbehen ſie unter dem Sube der Stämme ſowohl, als jedes einzelnen Wanderers. Manche Quelle iſh von ſorglicher Hand ſogar wohlgefaßl; bei ſolchen, die nur ſpärlih fließen, iſt oft ein ausgehöhlter Baumſtamm derart placiert, daß ih in ihm ſländig ein gewiſſer Vorrat an Waſſer ſammeli, ſo daß man ſogar dann ein wenig Naß vorfindet, wenn die Quelle ſelbſt verſiegt iſt. Wie lernt man auf ſolchen Wegen das flare Waſſer ſhäzen; wie ſehr erkennt man auf ſolcher Reiſe, daß ſih die Bedürfniſſe des Menſchen an Speiſe und Trank eigentlich auf ein Minimum reduzieren laſſen ! Es gab Tage, an denen wir vom frühen Morgen bis, in die ſinkende Nacht im Sattel waren, ohne irgend etwas zu uns nehmen zu fönnen, da wir in ſträflihem Leichlſinn uns ſelber keine Vorräte mitgenommen hatten, wir aber au<h an keinen menſchlichen Behauſungen vorbeikamen, woſelbſt wir uns hätten kräftigen können. Da lernten wir von unſeren

|

——————

\