Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von Theodor Winkler. 205
Bourbonen unangefochten beſtehen und ward wie früher mit 600,000 Franken aus -den geheimen Fonds des aus= wärtigen Amtes erhalten und dur< 22 Beamte verwaltet.
Als dann im Jahre 1827 der Miniſter Villèle fein Portefeuille niederlegen mußte, gab das neue Miniſterium die Erklärung ab, daß „das ſchwarze Kabinet niht mehr in der Poſtverwaltung exiſtire“. Das war, wörtlich ge= nommen, richtig, denn man hatte eine räumliche Trennung beider vorgenommen, aber jenes verwerfliche Bureau be= ſtand nach wie vor. Selbſt der Bürgerkönig Ludwig Phi= lipp konnte ſi niht entſ<ließen, das verhaßte Fnſtitut aufzuheben, und no< im Jahre 1847 wurden dafür 65,000 Franken angewieſen. Damals ſoll es ſogar vorz gekommen ſein, daß dem ſ<wediſhen Geſandten infolge einer Verwechëlung in dem Briefcouvert ſeiner Regierung die für den preußiſchen Geſandten beſtimmten Depeſchen ausgeliefect wurden, während dieſer die des ſ{<wediſchen empfing. :
Daß endlih ein Mann tie Napoleon TI. in dieſem Punkte nicht hinter ſeinen Vorgängern auf dem Throne zurü>ſtand, iſt bei dem ganzen Charakter deſſelben nux zu begreiflich. Ganz beſonders waren es die Korreſpondenzen der Verbannten, welche unter ihm einer genauen Viſitation unterzogen wurden, und dabei wurde niht einmal mit großer Heimlichkeit verfahren. Der Geſandte des Kur= fürſten von Heſſen benußte ſogar einmal dieſe Einrichtung, um der franzöſiſchen Regierung gewiſſe Nachrichten zu= fommen zu laſſen, die ex auf direktem Wege zu hinter= bringen ſi ſcheute.