Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Mannigfaltiges. PAE
„Darf ih Dix einen kleinen Voxſchup anbieten ?*
„Du biſt ein Retter in der Noth, auf meinem nächſten Bilde ſtelle 1< Dich als Helfer in Engelsgeſtalt, aber mit Deinen Gefichtszügen dar,“ verſeßte freudig der Maler. „Leihe mix fünf Gulden und Du machſt mich glüclih.“
„Zu einer Stunde ſende i< Dir das Geld in Deine Wohnung, ſchreibe mix dieſelbe auf,“ entſhied Bayer. Dann reihte er ſeinem neuen Freunde die Hand und ging. Eine Stunde ſpäter erſchien ein Diener bei Elvenberger und überbrachte thm Banknoten im Betrage von 300 Gulden. „Herr Bayer habe Abhaltung und bitte ihn zu entſchuldigen,“ ſagte er. Am anderen Tage eilte der Maler in die Gallerie, aber der Fremde war nicht zu ſehen; erſt dur< einen Galleriebeamten exfuhr er, daß König Max von Bayern ſein Helfer in der Noth geweſen ſei. Beſtürzt ¡{rieb Elbenberger an ſeinen hohen Gönner und bedankte ſich für das reiche Geſchent, wobei er jet freilich das zutrauliche „Du“ wegließ: die fönigliche Antwort blieb nicht aus: ſie enthielt die Zuſicherung einer jährlichen Beihilfe von 500 Gulden aus der Privatſchatulle des kunſtſinnigen Fürſten. ML.
Badenfahrten und Badenſchenken. — Die warmen Bäder zu Baden in der Schweiz wurden ſchon von alten Zeiten her wegen ihrer Heilkräfte gerühmt und beſucht, jedoch erſt gegen Ende des Mittelalters wurde es Mode unter den reichen und angeſehenen Familien, jährlich eine Reiſe dorthin zu machen. Solche Reiſen nannte man Badenfahrten. Dabei bildete ſih nun mit der Zeit ein wunderlicher Mißbrauch aus, der daraus entſtand, daß einigen hohen Herren, währenb ſte in Baden anweſend waren, Ehrengeſchenfe von ihrer Bürger|caft dargebracht wurden. Bald mate jeder Ritter, jeder höhere Beamte auf ſolche Geſente Anſpruch, die von den Unterthanen derſelben entrichtet werden mußten und einer ſchweren jährlichen Steuer gleichkamen. Als 1534 der Bürgermeiſter Nöuſt von Zürich eine Badenfahrt