Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Von Gottfried Pfeuffer. 927
Verbindung ihres Galans, an deſſen Seite Plaß nahm. Eine Verbindung hatte es einmal dur< irgend ein Ball= vortommniß mit den Schönen dex Univerſitätsſtadt verdorben, welche aus jungfräulicher Bosheit deßhalb au< dex Ein= ſadung zur Schlittenfahrt keine Folge gaben. Um Revanche an den momentan Erzürnten zu nehmen, legte ſich jeder der Fahrenden einen ſtattlichen Beſen von Birkenreiſig gur Seite, und dahin flog der heitere Zug, von der Ein= wohnerſchaft mit ſchallendem Gelächter empfangen. Seit jener Zeit heißt im Studentenmunde ein junges Frauen= zimmex ein „Beſen“.
Das Schlittſhußhlaufen, das bei uns nux zum Vexgnügen und netenbei als vorzügliche Turnübung und ge= ſundheitsfördernde Bewegung getrieben wird, hat in nordiſchen Ländern eine wirthſchaftliche Bedeutung von nicht geringem Belange, denn es bildet dort ein mehr oder min= der wichtiges Verkehrsmittel. Schon in den Niederlanden, die befanntli<h von Hunderten von Kanälen und Fluß= läufen durchſchnitten find, iſt dies der Fall. Man unter= nimmt dort auf dem Ciſe förmliche Reiſen, und es iſt das Schlittſhußlaufen viel volksthümlicher und beſonders unter dem weiblichen Geſchle<hte verbreiteter, als in Deutſchland. Weit wichtiger aber iſt es im höheren Norden, in Schwe= den, Norwegen, Finnland u. |. w., welche Länder ebenfalls ungemein reih an Gewäſſern, beſonders an Seeflächen ſind. Dort iſt niht nur der Winter überhaupt von längerer Dauer, ſondern es gibt au< verhältnißmäßig wenig Verkehrs= mittel, und zwax in abnehmendem Maße, je weiter man nah Norden gelangt. Da kommen den Leuten die Schlittſchuhe