Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
996 _ Shlitten und Schlittſchuhe.
Lärm ſteigt, ſonſt bis Mitternacht dauerte, nun aber der Ruhe der Alten wegen bis um 9 Uhr eingeſ<räntt iſt.“
Bis in die neueſte Zeit hat die deutſche Geſelligkeit einen großen Reiz in den Schlittenparthien gefunden. Mancher liebende Jüngling hat, wenn ex bei ſolchen win= terlichen Fahrten mit ſeiner Schönen im Schlitten dahin= fuhr, kühn von dem althergebrachten „Schlittenre<hte“ Gebrauch gemacht, auf Grund deſſen der Herr der mit ihm im Schlitten fahrenden Dame, deren Cavalier ex iſt, na<h Beendigung der Fahrt einen Kuß geben darf. Es läßt ſich niht in Abrede ſtellen, daß die Schlittenparthien an traulih geſelligem Reize nicht ihresgleichen haben. Feder, der jemals eine ſolche Fahrt unternommen, wird dieſer Winterluſt freudig gedenken, von der Guſtav Schwab ſingt:
„Untex munkt'xex Glöcflein Schallen Raſchelt's wie ein Elfenzug ; Freudig drein die Peitſchen knallen; Alles ſchwindet hin im Flug: Noſſe, Reiter, in der Mitten Muthig die beſonnten Schlitten,
- Die, in Sammt und Pelz gehüllt, Niedlich Feenvolk erfüllt.“
Dex in der Umgangsſprache der Studenten gebräuchliche Ausdru> „Beſen“ für junge Damen, der auch in außerakade= miſchen Kreiſen niht unbekannt iſt, verdankt den Schlitt= fahrten ſeine Entſtehung. Früher waren in Erlangen gemeinſchaftliche Schlittenparthien der Studenten gebräuch= lih. Jeder Student lud ſeine „Flamme“ zur Theilnahme ein, welche dann auch, geſhmüd>t mit den Farben der