Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
“Mannigfaltiges. 255 macht Ex denn füx einen Lärm?“ — „Ach, man hat nichts wie Verdruß und Aerger !“ lautete die unwirſche Antwort. — „Was iſt Ihm denn widerfahren? Ex ſieht ja aus, als wolle Ex Alles in Stücke reißen.“ — „Wie fann man denn lachen, wenn Einem nichts wie betrübte Geſichter aufſtoßen, wenn man nichts wie Seufſzen und Klagen hört“ — „Wer flagt denn?“ „Dero geſammte Dienerſchaft, Majeſtät, Sie wollen zu viel von ihrer ohnehin färglihen Einnahme ſtreichen.“ — „Das iſt dem Volk ſchon re<t. Jedermann belügt und betrügt mich und thut ſeine Schuldigteit nur halb.“ — „Darin ſtimme ih Jhro Majeſtät bei, Mit meiner eigenen Dienerſchaft geht es auh niht anders. Geſtern befahl i< beiſpielsweiſe meiner Magd, die Treppe zu puben. Was thut die einfältige Perſon? Sie nimmt zuerſt die unterſte Stuſe vor, dann die zweite, dritte, vierte und jo weiter, und macht auf dieſe Weiſe natürlich, je höher ſie ſteigt, das Unterſte immer wieder ſ{mubig. Eine ſolche Arbeit Dient doh zu ni<ts; von oben muß man ſtets anfangen: von oben, niht wahr, Jhro Majeſtät?“ Der König merkte den verſte>ten Sinn und ſagte lächelnd: „Ja, darin hat Ex wohl Recht; ih werde mit dem Hofmarſchall reden.“ Das geſchah und die Dienerſchaſt behielt ihren Lohn, ſowie ihre Accidentien.
L, M.
Eín inſolentes Kunftwerk. — Zu Verſailles in den Zimmern, die ehemals der pomphafte König Ludwig XIY. bewohnt hatte, ſanden die deutſchen Krieger, als ſie nah Napoleon's T. Niederwerſung dort einzogen, ein Kunſtwerk vor, welches dem ſranzöfiſchen, ehemals ſo hochgeſpreizten, nun ſo tief gebeugten Dünkel in ſehr beredter Weiſe Ausdru> gab. Es war eine prachtvolle Standuhr in Geſtalt eines Felſens, der ſi<, wenn die volle Stunde ſchlug, öffnete, um einen von Gold und Edelſteinen blißenden Hahn (das Wappenthier des franzöſiſchen Volkes) herauszulaſſen. Sowie dieſer hervorgetreten war, ſchlug