Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A, v. d, Elbe, 185
grüßend an den Frauen vorüber und kam ein paar Minuten vor ihnen im Hauſe an. Ex trat in die Küchenthüre und drohte Roſinen mit dem Strauß.
„Komm ‘mal her,“ ſagte er und that, als ſei er zornig, „laß Dich abſtrafen für Dein Ungeſchi>. Haſt Du's noh immer nicht begriffen, wie man ein kunſtgere<htes Bouquet bindet? Wie kann ih dieſe Keule von Blumen - einem Kunden anbieten?“
Das Mädchen tanzte durch die geräumige Küche heran, ihr rundes Geſicht glühte vom Herdfeuer, ihre braunen Augen blißten ſchelmiſcher denn je, ſie ſtemmte ihre fräf= tigen Arme in die Seite, trat dicht vor ihn hin, ſah fed zu ihm auf und ſagte: „Straf mih nur, Robert, aber ih wehre mi!“
Ex ſlug ſie unter lachendem Behagen mit dem feu<h- -
ten Strauß auf beide Backen; plößlich biß ſie in die Roſen, daß er zurü>fuhr, und dann lachten Beide um fo herzlicher. Sie ſahen ſi< in dieſem Augenbli>e fo ähnlich, daß man ſie für Geſchwiſter halten konnte.
Auf ein Wort der Mutter traten ſie Raum gebend zur Seite, um die Nachharinnen vorüber zu laſſen.
Meſlanie bli>te die beiden jungen blühenden Menſchen an, und plöblich hob ſich der Wunſch, geſund zu werden, mit nie empfundener Macht in ihrer Bruſt. Robert's dunkle Augen begegneten den ihren; ſein Herz quoll auf in Mitz leid; ihm war, als müſſe ex herzuſpringen, die ſchwankende zarte Geſtalt umfaſſen und tragen, als fönne er's nicht dulden, daß ſie ſich mühe; ex richtete ſi< im Vollgefühle ſeiner Kraft unbewußt höher auf und hielt no< den Blik