Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
136 i: Sommerblumen.
auf die Hausthüre gerichtet, als dieſe ſi< längſt hinter Mutter und Tochter geſchloſſen hatte.
Von nun an begann Melanie ihren Tag mit einer Hoffnung. Es war die: baldmöglichſt in der Laube des Nachbargartens ſißen zu können. Nach einiger Zeit ver= mochte ſie allein, wenn au<h niht ohne Anſtrengung, den Weg an der Hee des Gartens entlang und durch Brede= mann’s Haus auf ihr Pläßchen zu gehen. Sie nahm jeßt ihr Strickkörbchen. mit, in dem ein Buch und eine leichte Handarbeit lagen. Sank auch die müde Hand bald wieder in den Schoß, hatten au< weder Auge noh Kopf die Kraft, bei dem Leſen auszudauern, ſo fand ſie doh den Muth, Beſchäftigungen zu verſuchen.
Auf Zureden des treuen Arztes und der Frau Brede= mann kam ſie bald -au<h Nachmittags wieder und lernte nun die Tochter des Hauſes kennen.
Frau Aktuar Peterſen verließ, nachdem ihr Haushalt
beſorgt var; allnahmittägli<h mit den beiden Stiefkindern und einem eigenen kleinen feh8wdöchentlihen Schreihals ihre enge heiße Stadtwohnung, um die Wohlthat des elterlichen Gartens zu genießen. Sophie war eine ebenſo gutmüthige _ Seele wie ihre Multex, und begrüßte das kranke Mädchen mit warmer Theilnahme. Melanie, an den Verkehr mit Kindern gewöhnt, zog die beiden Aelteren, zwei luſtige Dinger von fünf und ſechs Jahren, an ſih heran und ſpielte mit ihnen, was ſie beſſer ertrug, als jede andere Beſchäftigung.
Frau Peterſen ſaß gewöhnlich arbeitend auf einer Bank “am Hauſe unter dem Küchenfenſter; ſie konnte von da aus