Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
154 Sommerblumen.
zur Thüre ausſ<neiden. Für Schloß und Haspen war geſorgt, ſo hatte ex Alles no< vox dem Frühſtück in Ord= nung. Nachher machte ex ſich in dieſem Theile des Gar= tens zu ſchaffen und ſandte manchen verſtohlenen Bli zu den Fenſtern der Regierungsräthin hinauf.
Melanie wax in den leßten- Lagen ſchon um a<ht Uhr in den Garten gekommen; er wollte heute den Augenbli> ihres Erſcheinens gar zu gern abpaſſen und ſie bitten, ſeine Thüre zu benußen.
_Da hatte der Nachbax ſie auf dem Hausflur angetroffen und brachte die erſtaunt ſich Umſchauende auf ſeinen engen Hof heraus: Robert eilte ihr durch die neue Thüre entgegen, ſein Geſicht ſtrahlte, er lüftete den Strohhut, ſie fah, wie die dunklen Loken ihm auf die erglühende Stirn fielen und wie ex froh und einladend ihr mit einer Hand= bewegung “den neuen Weg wies. Seine Güte ergriff ſie, doch überfiel ſie die Angſt, was ihre Mutter dazu ſagen werde. Cin ſcheuer Blik ſtreifte die Fenſter ihrer Woh= nung, die Räthin war nicht zu ſehen.
Sie wandte ſich wieder dem Freunde zu, und ſtammelte: „Das iſt zu viel — haben Sie meinetwegen die Thüre eingeſeßt ?“
„Jh wollte Jhnen den Weg erleichtern, verzeihen Sie, daß ih hoffen konnte, dies fei Jhnen lieb.“
E8 lag wieder etwas zwiſchen ihnen, und verſtummend ſchritten ſie nebeneinander der Laube zu. Er fühlte ſich in ſeinem Cifex abgekühlt, die Hoffnung, ihre freudige Dank= barkeit zu verdienen, war- getäuſcht; er hatte ihren Bli zur Muttex hinauf, ihr Zagen , etwas wie Beſchämung in