Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A. v. d. Elbe. 155
ihren Zügen geſehen, und fragte ſih, ob ex denn unzart gehandelt habe, ob ſie fich mit Berechtigung verleßt fühlen fönne. Freilich fiel ihm jeht ein, daß der Nachbar davon geſprochen habe, wie man flug thue, ſich das Hin und Hex mit ſ{önen Mädchen zu erleichtern, und jezt verdroß ihn dies Geſhwäß, das ex vorhin in ſeinem freudigen Schaffen gar niht beachtet hatte.
Melanie ihrerſeits empfand immex nux das Eine, Beſchämende, welches ihre beſcheidene Seele am ſchwerſten ex trug, das: es iſt zu viel! Warum hatte er dies Auffällige gethan? Wie gut hätte ſie ferner den weiteren Weg nehmen fönnen! Und wie ſehr würde die Mutter ſchelten!
Hierin irrite ſie aber. Als ſie Mittags mit bangem Herzklopfen und niedergeſchlagenen Augen von der neuen Thüre ſprach, fand ſie die Näthin in beſter Laune. Der Hauswirth hatte ihr dieſelbe gezeigt, und ſie antwortete der Tochter: „Endlich eine Behandlung, die anſtändig und Deiner würdig iſt! Dieſer Gärtner hat mehr Leben2art, als ſolchen Leuten zuzutrauen iſt!“
Melanie fiel ein Stein vom Herzen. - Sie fand Nach= mittags den Muth, Robert in freundlicher Weiſe für die Thüre zu danken, und ſeine Züge hellten ſi<h wie vom Sonnenſchein verklärt auf. ;
„Alſo habe ih Sie doch erfreut?“ fragte er herzlich. „Es wax meine Abſicht, abex ih fürchtete ſchon, einen Mißgriff gethan zu haben.“
Einige Lage ſpäter waxen die Augen des alten Herrn Bredemann weſentlich gebeſſert. Dagegen fand dex Me-= dicinalrath, welcher am Nachmittage in freundſchaftlicher