Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A. v, d. Elbe. —
nommen, man hat mi preisgegeben, wie fann ih in das Haus zurü>fehren? Gern will i< an meine alte Lehrerin ſchreiben und dieſe erſuchen, mix wo mögli<h zum Herbſt einen Plaÿ zu verſchaffen; na<h- Hochheim gehe ich niht, man wird dort auch längſt wieder verſehen ſein.“
Murrend ergab ſich die Mutter in das Unabänderliche ; ſie nannte es unbegreifli<h, daß fſi<h bis jeßt Niemand wieder von S<hloß Hochheim nah Melanie’s Befinden ex= tundigt habe, und beredete das Thema von der Welt Un-= dantbarkeit auf das Gründlichſte.
Melanie mußte der Mutter Recht geben, daß és Zeit ſei, ſich wieder um eine Beſchäftigung in ihrem Beruf zu bemühen. Sie hatte ja ſelbſt {hon oft daran gedacht, mit dem Entſchluß gekämpft, die Ausführung aber von Tag zu Tag verſchoben, denn jezt war ſie geſund und fonnte beſſer als zuvor die Güte vergelten, die ſie bei Bredemanns genoſſen hatte. Vielleicht gab fie ſich einer Selbſttäuſchung hin, wenn ſie meinte, daß ſie ſi< no< einige Zeit ihren Wohlthätern widmen müſſe, aber ſie hatte ſich eingeredet, daß dies ihre Pflicht ſei. Heute aber, nach den ernſten Worten ihrer Mutter, entſchloß fie ſich furz und ſchrieb das dringende Geſuch um eine Stelle an ihre alte Jnſtitutsvorſteherin.
Nachdem dies geſchehen war, eilte ſie mit einem tiefen Aufathmen der Erleichterung in den ihr ſo lieben Garten. Heute geſtand ſie es ſi< zum erſten Male ſelbſt ein, daß ſie ſich in der einfachen Gärtnerfamilie heimiſcher fühle, als ſie es je an einem anderen Orte gethan. E
Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd, VIL, 11