Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
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gerichtet, es wagen founte, die blaue Brille abzunehmen und den Augenſchirm in die Hbhe zu ſchieben.
„Guten Tag, Fräulein Spör,“ ſagte er in ſeinem Höf lichſten Tone. „Freut mich, Sie ?mal zu treffen; Sie haben uns ſehr nett geholfen.“ :
Melanie hatte ſi erhoben, in einem hellen Sommer= fleide, die blonden Loœen vom Luftzuge bewegt, die eine Hand leicht auf den Tiſch geſtüßt, mit der anderen einen Roſenſtrauß haltend, den ſie während des Unterrichts an= gefangen, ſtand ſie freundlih lächelnd da.
„Zſt die aber hübſ<!“ dachte Vater Bredemann und richtete ſeine trüben Augen mit Woßhlgefallen auf das Mädchen.
„Sie ſehen ja wieder ganz prächtig aus, Fräulein Mez lanie!“ rief dex Medicinalrath erfreut.
Bredemann ſprach über die Berechnung, welche Melanie aufgeſtellt, er fragte nach Einzelnheiten, und ſie antivorteté ihm in ſicherer Weiſe, ſo daß er ſich im Stillen ſagte: „Das Frauenzimmer kann wirklich mehr als andere.“
Am nächſten Tage hatte die arme Melanie eine un angenehme Scene mit ihrer Mutter. Die Regierungsräthin verlangte von ihr, ſie ſolle ſi< in einem devoten Briefe als geneſen bei der Gräfin Hochheim melden und um Wie=dexaufnahme in ihre Stellung bitten.
„Dein Verehrer wird wohl ſchon fort ſein,“ fügte fie hinzu, „und im Uebrigen warſt Du dort ſehr wohl auf= gehoben.“ :
Melanie widerſtrebte. „Jh kann und twverde mich nicht wieder anbieten! Man hat ſich meiner niht ange=z