Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A. v. d. Elbe, —— 167 :
weder Titel noh Würden, aber den Titel eines tüchtigen Menſchen, die Würde, ſeinen Plaß wohl auszufüllen, ſeinem Berufe mit Treue und Geſchi> vorzuſtehen, konnte ihn Niemand abſprechen. Auch ſein Wiſſen war vielleicht bedeu= tender, als das manches von der Mutter hochgeſchäßten Herrn! *
Aber warum exeiferte ſie ſi<h denn EE für Ro= bert? Was war er ihr? Was konnte ſie ihm ſein? Ihr Streben hatte bisher dem Studium, der Wiſſenſchaft ge= golten, auf ihre Kenntniſſe geſtüßt wollte ſie ſi< dur<?s Leben bringen, ſie hatte bis jeht kaum ein anderes Jnter= eſſe gefannt, als das für ihre pädagogiſchen Pflichten. Es war ja ganz unmögli<h, daß Robert ihr etwas ſein, etivas werden fonnte! Und vor Allem, ſie ſelbſt konnte Nobert nie genügen!
Sie ſ<luchzte laut auf bei dem Gedanken an ihre Un= vollkommenheit, ihre häusliche Untüchtigfkeit.
„Unmöglich iſt's,“ jammexte es in ihr, „unmöglich! Meine Mutter hat Recht, aber ih bin's, die zu gering iſt für ihn!“
Heiße Thränen weinte ſie bei dieſer Erkenntniß, und ſaß no< ſo, in den größten Schmerz ihres Lebens verſenkt, als die Näthin bei ihr eintrat.
„Jh Habe eben Chriſtine zu Bredemanns geſchi>t,“ rief ſie hohfahrend, „und ſagen laſſen, Du kämeſt heute Nachmittag nicht. Jh denke, Du wixſt mi niht Lügen ſtrafen?“
Als ſie der Tochter verweintes Geſicht ſah, milderte ſich ihr Ton: „Du lieber“ Himmel, welche Empfindlichkeit