Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A. v. d. Elbe. 169
gehen oder bleiben? Trobdem ſie voll Sehnſucht war, ſich wieder zu den Freunden zu begeben, nur ne< einmal mit Robert in der Laube zu ſißen, empfand ſie doch deut= li genug, daß ihr Verhältniß kein näheres werden dürfe. Mit dieſer Ueberzeugung war es ihre Pflicht, hm auszu= weichen. Oder irrte ſie, wenn ſie bei ihm ein wärmeres Intereſſe für ſich vorausſehte? Sie hielt ſi<h niht für eitel oder unbeſcheiden; lange Zeit hatte ſie arglos ſeine Freundlichkeit angenommen, jeßt aber, an dem leßten Mox= gen, ſeine Fragen, ſeine Bewegung — nein, ſie irrte ſi<h niht!
Fn dieſe ſ<hwerwiegenden Ueberlegungen vertieft und vom Fenſter aus mit vexlangendem Auge den Garten überſehend, bemerkte fie die gute Mutter Bredemann, welche, wie fie täglih ging und ſtand, mit blauer Schürze und rothen Hausſhuhen dur<h das Zaunpförtchen auf ihren Hof trippelte.
Melanie eilte ihr fliegenden Fußes entgegen und führte die gute Alte mit einem Hexzen, das von Dankbarkeit und Liebe überſtrömte, in ihr Stübchen.
„J<h muß doh "mal ſehen, mein Kind, wo Sie blei= ben?“ hub die Frau herzlih an. „Geſtern läßt ſich keine Meſlanje ſehen, und heute wieder niht! Wix dachten ſchon, Sie wären krank. Und Robert hat ſo viel zu thun! Er läßt bitten, Sie möchten do<h mitkommen, es wäre eine Hausfrone zu pußen für das Richtfeſt der Senatorsvilla vor dem hohen Thore, da fönnten Sie helfen, denn Sie verſtänden das viel beſſer als ex. Mutter iſt wohl nicht zu Hauſe? Das iſ gut; Chriſtine munkelte ſo