Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Von Profeſſor Dr, W, Heß, EO
innert ün? an den Strudel, welhen die Wimperplatie der Glocenthierchen hervorruft, und fie hat auh wirkli die= ſelbe Urſache. Das Räderorgan beſteht nämlich aus einem Kranz von ſ{<wingenden Wimpern, wel<he ſih nachein= ander in regelmäßiger Folge niederlegen und wieder auf= richten. Dadurch wird der Anbli> eines rollenden Rades erzeugt; ähnli<h wie der Wind, indem er über ein Korn= feld fährt und die ſ<hwankenden Halme reihenweiſe nieder= beugt, uns den Anbli> des wogenden Meeres vorzaubert. Durch die ſtete Bewegung dex Wimpern wixd nun aber ein Strudel erregt, wel<er alle kleinen Organiëmen, die er erfaßt, in den unerſättlichen Schlund hinabzieht. Laſſen wir den Waſſertropfen austro>nen, ſo wird doh unſer Räderthierchen dadurch nicht ſterben. Man behauptet, daß es, wenn man es nah Wochen, ja Monaten befeuchtet, wieder Leben gewinnt. Ebenſo können au<h manche Jnfu= ſorien troß ihres weit zarteren Körpers der Eintro>nung widerſtehen. Jhr Körper zieht ſih zu einer rundlichen Maſſe zuſammen, und nachdem die Wimpern und ſonſtigen Anhänge eingezogen ſind, ſondert die Oberfläche eine anfangs weiche, ſpäter exhärtende Subſtanz ab, von der um=ſ<loſſen die Körpermaſſe ſ{einbax leblos daliegt, ohne das Leben zu verlieren. Sobald Feuchtigkeit hinzutritt, plaßt die Hülle und das Thiexchen frieht wohlbehalten daraus hervor. - So entſ<hleiert uns das Mikroſkop im Waſſertropfen eine Welt im Kleinen, deren Betrachtung einen hohen Genuß gewährt und uns zugleich die ſo oft mißachtete Lehre ertheilt, daß die Grenzen unſerer finnlichen Wahr= nehmung niht au< die Grenzen der Natur ſind.