Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Roman von Adolph Stre>fuß. 53
mit zitternder Hand, den Tod im Herzen, hatte ſie ihm das Abſchied8wort geſchrieben. Was ſie auch je gegen ihn geſündigt haben mochte, es war geſühnt dur dieſes lebte Wort. Nicht mehr dex tiefen Kränkung, die er durch ſie erlitten hatte, gedachte er, nur jener ſchönen Zeit erinnerte er ſi, jener Zeit, in welcher ihn ihre Liebe ſo unaus= ſpre<hli<h glüdtli<h gemacht hatte. Daran, daß ſie au< damals dieſe Liebe nur geheuchelt, daß ſie ein frevelhaftes Spiel mit ſeinem Herzen getrieben hatte, dachte er nicht, ihre Liebe war ſeines Herzens Heiligthum, und ihr leßter Brief bekräftigte in ihm den ſ{hönen Glauben, dex ſein einziger Troſt war.
Er ging hinaus in den Garten, nah der Herrenlaube wanderte er, dort ſebte er fih auf die Holzbank, und wieder las er den Brief und wieder und wieder. Jedes liebe= volle Wort ſchnitt ihm tief ein in das Herz, exfüllte ihn mit einem Weh, dem er keine Worte geben konnte.
Wie ſchal und nichtsſagend erſchien ihm jet das Leben. Bisher hatte ex doh no< eine Aufgabe gehabt, er hatte für die Unglückliche forgen können, jeßt war ſie ſeiner Fürſorge entrüt für immer; es ſchien ihm, als ſei für ihn jedes Lebensintereſſe erſtorben. Ex war des Lebens müde. :
Träumend ſchaute er hinaus in's Weite, ſein Blick ſ<weifte fort übex die im Sonnenlicht glänzenden Felder und Wieſen nah dem Wege, der von Plagniß nah Linau führt, aber ex ſah nichts von dem, was da draußen vor-= ging, er war ganz verſunken in ſeine Erinnerungen. Er hörte au< nicht das leiſe Raſcheln des welten Laubes,