Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Novelle von Schmidt-Weißenfels. 105
„Schon halb ausgeführt? Allein? Teuſeläkerl, was iſt's denn?“
„Jh werde die Tochter des Herrn Aris heirathen, “ ließ der Condéerx wie in völliger Unbefangenkeit fallen.
Der Nothbaxrt taumelte bei dieſer furzen Eröffnung vor Ueberraſ<hung beinahe vom Stuhl und ſtarrte ſeinen Haupt= mann tie ein übernatürlic<hes Weſen an.
„Ja, ja, mein Ernſt, Michel!“ lächelte dieſer. „Das iſt doh ein Räuberſtü>k in größerem Styl, was? Ein Hübſches junges Weib und des alten Aris Geld als Mitz gift obendrein — ſo viel hätteſt Du bei Deinex Plündez rung hier gewiß niht davongetragen !“
„Donnerja!“ plazie Michel heraus.
„Freilich,“ fuhr Horaf fort, „davon friegt Jhr nichts ab; das ift meine Beute allein. Und nun kannſt Du Dix wohl ſelber ſagen, daß es fortan auh anders mit uns werden muß.“
„Convbéer!“ entfuhr es Michel und er konnte den Ruf faum mit gedämpfter Stimme an ſi< halten.
„Nicht mehr der Condéer bin i, der iſt todt, mauſe= todt — verſtehſt Du,- Freund? Horak, Joſeph Horak aus Böhmen bin ih, dex als Verwundeter hier auf Arisheim gevflegt wurde, fih in die jüngſte Tochter des Hauſes verliebte, ihre Liebe gewann, ſie zur Freude der ganzen Familie in Kuxzem heirathen und ſih dann mit ihr weit weg, irgendwo in der Schweiz drüben auf einem Land= gütchen in aller Sicherheit niederlaſſen wird, um ein fricd= lich und glü>li< Leben zu führen. Der gefürchtete Con= déer verſ<wind-t; ſage überall, daß er todt ſei, wenn