Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Georg Hartwig. | 19

bewegen ſehen. Fhr jugendlicher Muthwille fand reichliche Nahrung, und Hans Meiſchi>, der feingebildete, in ſeinem Schönheitsgefühl leiht verleßte Mann, theilte gern die humoriſtiſche Laune ſeiner Gattin.

Aber je mehr die Erkenntniß ſich in Jrma befeſtigte, es hier mit wirflichem Leben zu thun zu haben, und daß man von ihr verlange, dieſen Verhältniſſen ernſthaft Nech= nung zu tragen und ſi<h in dieſelben willig zu fügen, deſto höher ſtieg ihr Unwille. Der Neiz war verflogen, und was zurüblieb, war ſchaal, abgeſ<ma>t, wider wärtig ohnegleichen.

Da überkam die junge Frau das Bewußtſein ihrer unangenehmen Lage mit Sturmesgewalt, und heiße Thrä= nen floſſen, zuerſt verheimlicht vor den Augen des ver=ehrten Mannes.

Auch dieſes Stadium ging vorüber. Jrma's maßloſer Zorn überſtieg zuweilen jene Grenze, welche Hans Mei= ſchi> ihrer Jugend nachgeſehen haben würde — von nun an übernahm er das Amt des Erziehers und beraubte damit feine der Ausſprache bedürftige Gattin des lebten LTroſtes in der wirklichen und eingebildeten Oede ihrer Verbannung.

Abex auch in anderen Beziehungen wünſchte der Amts= richter Jrma zu vervollkommnen; ſie ſollte ſich dem Jdeal einer gewiſſenhaften Hausfrau nähern, welches ihm feine verſtorbene Mutter vor Augen ſtellte.

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Die junge Frau ſaß mit einer Federzeichnung beſchäf= tigt am Fenſter, als Hans Meiſchik freundlich grüßend in's Zimmer trat.