Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
34 Der Talisman des Weibes.
[huhe ausgezogen und den verſchiedenen Pompadours Stric= ſtrümpfe entnommen, an welchen fie eifxig zu arbeiten be= gannen.
„Sie ſtri>en nicht gern?“ wandte ſich eine der Damen an Irma, als dieſe mit großen Augen das ſeltſame Be= ginnen verfolgte, ohne fih aus ihrer bequemen Stellung zu rühren.
„Nein, i< verabſcheue das monotone Klapvern der Nadeln. Man kauft dieſe Sachen fertig beſſer und billiger,“ eviviederte ſie raſh. „Es gibt ni<hts Unharmoniſcheres, als dieſes immerwährende Geraſſel. “
„Herr Amtsrichter,“ rief die Bürgermeiſterin, ermuthigt dur die vorangegangene Aufforderung, „Jhre Gattin kann ja nicht ſtriden. Sie muß es lernen !“
„Das wäre ſo übel niht,“ lächelte er fein, „Jm Uebrigen habe ih meine Frau immer für eine kleine Künſt= lerin mit der Nadel gehalten.“
„a,“ fiel hier der Gaſtgeber mit wohlwollend gedehntem Tone ein, „aber Striken müſſen Sie lernen. Sehen Sie ſich mein Miekchen an.“
arma zitterte vor Ungeduld, um ſo mehr, als ſie die Apothekerin mit zwinkernden Augen von „unerhörten Dingen“ tuſcheln hörte. „Geben Sie ſich keine Mühe, meine Damen,“ ſagte ſie, das ſ<hône Haupt nah ihrer Art zurü>twerfend, „dieſe Andeutungen könnten nur zur Folge haken, daß ih mix ſofort einen Vorrath von getvixtten Stzumpfwaaren ſchi>en ließe, an dem mein Mann und i<h zeitlebens zu zehren haben würden !“
Die Herren lachten laut auf, während die Mehrzahl