Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
44 Dex Talisman des Weibes.
halte. Sie wies nux mit bebender Hand auf das erbrochene Schreiben.
Dex Amtktsrichter wollte harmlos ihre Wange küſſen, aber zum exſten Mal wehrte ſie ihn von ſi ab.
„Du haſt an Deine — Tante über mich — geſchrieben,“ brachte ſie endli<h mühſam und vor Erregung ſtoœend Her= vor. „Hier iſt die Antwort! Lies!“
„Wer hat den Brief geöffnet?“ fragte ex fehr ernſt.
Wohl ſ{lug ihr momentan das Gewiſſen, aber der wachſende Zorn überwog jedes Bedenken.
„Sl! Und damit Du ſiehſt, daß die Zeit vorüber ift, wo ich als willenloſes Kind mich züchtigen ließ, ſage i< Dix, daß es mich tros aller Schmerzen freut, hinter Deine wahre Meinung gekommen zu ſein. Deine weiſe Tante hat nux zu früh Recht behalten: ih bin es müde, von Dix gegängelt zu werden, damit Jhr Euch ſpäter über meine Gutherzigkeit gemeinſam beluſtigen könnt! J<h bin Deine Schülerin nicht mehr! Hörſt Du? Jn dieſen lebten Tagen bin i< um Jahre gereift !“
„Jrma, beſinne Dih! Wer gab Dix das Recht, meine Briefe zu: öfnen?“ fragte ex, ihre heiße Hand in die ſeine nehmend.
„Ein glülicher Juſtinkt! Schreibe nur au< Deiner Tante den Erfolg ihrer Epiſtel, und ſage thr in meinem Namen, daß mix nichts auf der Welt fo verhaßt iſt als ihre —“
„Îrma — !“
Sie riß ihre Rechte los. „Sage ihr, daß nicht Du allein Dich in unſerer Ehe unbefriedigt fühlſt“ — hier