Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
52 Dex Talisman des Weibes.
das Verhältniß zweier Ehegatten gern mit dex unlöslichen Gemeinſchaft zweier treuen Kameraden.“
„Stimmen Sie dieſem Glaubensbefkenntuiß bei, gnä= dige Frau?“ ne>te Dreyſing Jrma, ohne zu bemerken, wie ihre zitternde Hand den Nand des Kelchglaſes feſter umſpanute.
„Gewiß! Aber leider iſt dieſes Ziel für mi<h ein ebenſo hohes, wie die zuvor geprieſene ungeſtörte Schmerz= loſigkeit des Gemüths — und darum ebenſo wenig auz ziehend!“ ſagte ſie eigenthümlih lächelnd.
„Bravo! Vortrefſlich parirt! Bitte fortzufahren in Jhren Auseinanderſezungen, Herr College! Einer ſo lieh= reizenden Gattin gegenüber ſind dieſelben ſelbſt mir ſtau=z nen8werth !“
Meiſchik zu>te in ſeiner etwas hochfahrenden Art die Achſeln. „Daß ſich zwei Menſchen glü>lih machen, dazu gehört mehr als die bloßen Verſicherungen der Liebe, dazu gehört vornehmlich der gute Wille, ſich ſelbſt zu vergeſſen. Und das iſt unendlich ſchwer. Wix können nun einmal nux ausnahmsweiſe Blumen pfſlü>en im Leben, zumeiſt ſind wir gezwungen, Dornen auszujäten. Zu dem erſteren Geſchäft paßt ein gewiſſer Enthuſiasmus nicht ſchle<t, zum zweiten wappnet man ſich mit Selbſtüberwindung, Geduld und Treue. Das iſt dann die wahre Liebe, welche echt in der Faxbe bleibt troß Kummer und Mißgeſchi>. Auf dieſe reine, abgeklärte Liebe ſtoße ih an!“
„Verzeihen Sie, Herr Amtsrichter,“ ſagte der Graf, ſein Glas zurüchaltend. „Es kommt mir vox, als ſei in dieſer Stunde wirklich eine Art Glaubensbekenntniß von