Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Noman von Georg Hartwig. 53
uns Allen gefordert worden. Deshalb, und weil ih Jhre Anſchauung nicht theilen kann, muß ih mix einen ge= wiſſen Vorbehalt geſtatten, bevor mein Glas anklingt.“
„Bravo |“ rief der Juſtizrarh, dem Deſſert eifrig zu= ſprechend. „Jeßt werden wix der Sache auf den Grund fommen. Der Amtsrichter mag getroſt mit ſeinem Glaſe ſo lange im Anſchlag liegen bleiben, ex verdient eine Pdnitenz.“ „JG vertrete hier das ſ{<öne Recht der erſten Jugend !“ ſagie Botho Freiberg niht ohne Erregung. „Und dieſe hat nihts mit Reflexionen zu ſchaffen. Sie gibt vex= ſ<wenderiſ<, weil ſie verſ<hwenderiſ<h zu geben hat. Sie fritiſirt niht. Thäte ein Mädchen das, wir Männer würden ſ<werli< jemals Erhörung finden; und umge= ehrt, analyſirte der Jüngling den Charakter ſeiner Braut, was würde zumeiſt aus der beabſichtigten Ehe werden ? Nein, ſie lieben — das iſt ihnen genug! Mag es ein entſ<hwebender Traum ſein, es iſt himmliſh ſ{<ön, zu träumen, und um eben dieſer wonnevollen Erinnerungen halber wird das Cheband feſt geſ{lungen bleiben, auch wenn die Wirklichkeit ihre Rechte zu fordern beginnt. Der Mann, welcher ſeine Geliebte einſt trunken von ſeliger Leidenſchaft in die Arme geſchloſſen hat, wird dieſen Augen= blid nie vergeſſen fönnen, ſo glaube i!“
„Cine ſehr ſ{öne Phantaëmagorie, und in Fhrem Alter eine ſehr berechtigte, Herr Graf!“ lächelte Dreyſing. „Was ſagt unſere ſ{öne Wirthin dazu ?“
Jrma mußte ſich gewaltſam aus einem trxäumeriſchen Nachdenken losreißen, in welches Freiberg's Worle ſie ver=