Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
62 Der Talisman des Weibes.
rath, obwohk i< auh dafür niht garantiren fann. Was meinſt Du, Hans ?“
Meiſchi>, auf's Empfindlichſte berührt von dieſer Judis= fretion ſowohl, als von dem erneuten Verſuch, ihn vor Fremden bloßzuſtellen, legte ſeine Hand nicht ohne Nach= dru> auf Jrma's Schulter. „Du vergißt in Deinem Eifer ganz, Tiebes Kind, daß unſere Gäſte fein Futereſſe an der= gleichen häuslichen Scherzen haben können. Einen Beweis dafür gibt Dir der ſ<hleunige Aufbruch beider Herren !“
„Ihr geſchäßter Gatte verſucht einen Shre&ſ{<huß, ſ{<öne Frau! Wir ſind ſeinem Glü> ſchon zu lange im Wege geweſen, daher dieſer Wink. Nun, wir gehen, aber wir fommen tvieder !“
„Shre Frau Gemahlin,“ fiel der Graf ein, na<hdem er theilnehmend und verſtändnißvoll in Jrma's Auge ge= ſchaut, „gab mix bereits die gütige Erlaubniß hiezu!“
Der Amktsrichter verneigte ſih. „J< werde mich ſtets freuen, Sie willkommen zu heißen. Leben Sie wohl, Herr Graf! Adieu, lieber College |!“
Dreyſing ergriff beide Hände der jungen Frau und füßte ſie mit herzlichem Dank.
Sie lächelte kindlich beglüdtt. „Halten Sie Wort!“
Freiberg verneigte ſich ſtumm. Er fühlte einen Grimm gegen Meiſchi> in ſi< auſſteigen, der ihm die Lippen ſchloß. —
Die Gatten ſtanden ſi<h allein gegenüber. Meiſchick blätterte anſcheinend gleihgiltig in einem Buche, aber Jrma bemerkte, daß die verhängnißvolle Falte auf ſeiner Stirn ſich vertiefte. Jhr Muth ſank, das Gewiſſen ſchlug. Sie