Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
78 Der Talisman des Weibes,
_ iſt das erſte Mal, daß man das Weib in mir anruft, daß man mehr in mix ſieht, als ein unfertiges Kind. Wenn Sie unglü>li<h waren oder es no< ſind,“ \{loß ſie mit vor innerer Erregung bebender Stimme, „meine Theilnahme iſt Jhnen gewiß, wie meine Verſchwiegenheit.“
Draußen verglomm die Purpurgluth allmählig zu violetten Tinten, denen ſi<h ein ſtrahlender Goldglanz bei= miſchte, und der Widerſchein davon beleuchtete Freiberg's Antliß hell. Er beſaß eines jener ſtolz geſchnittenen Proz file, die Edelmuth und Anhänglichkeit bekunden, raſche Entſchlüſſe, daneben auch ein gewiſſes rüÆſihtsloſes Sich-= gehenlaſſen, welches nicht ganz frei iſt von ariſtokratiſchem Vorurtheil.
„Sie deuteten bei unſerem erſten Beiſammenſein darauf hin, daß man mi in die Kategorie blaſirter Glückskindex rech= nen müſſe, denen Wünſche ſremd, weil leicht erfüllbar ſind —“
„Blaſirt niemals!“ fiel Frma haſtig ein. „Möglich, daß Sie es einſt werden können in Jhrer glänzenden Lage. Wären Sie es jebt ſchon, würden Sie weder dunkle Stun= den kennen, noh das Bedürfniß fühlen, Jhr Herz zu ent= laſten. Ja, Jhr Herz, “ fuhr ſie mit zartem, faſt einſ{<meichelndem Lächeln fort, „denn was Sie mir mitithei= len wollen, iſt Jhr Herzensgeheimniß, eine Liebezklage. Jh irre nicht!“
„Nein! Jh bin in dieſer Stunde Egoiſt, kein Schwär= mer. Man ſagt, Ausſprache heile alle Qualen der Seele, ih hoffe demnach, daß, wenn ih das lebte Work geſagt haben werde, Jhr Amen mix den Vergeſſenheitstrank reichen wird.“
Sie ni>te. Lief zurü>gelehnt, die Augen leicht mit