Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Novelle von Schmidt-Weißenfels. 85
Garten, unter die Leichenſteine auf dem Dorfſriedhof. Denn die Franzoſen waren es, die ſiegreich gegen die Oeſterreicher und Reichstruppen vorrückten.
Geſindel, diebiſcher Gelüſte voll, ſtreifte ſchaarenweis durc die Ortſchaften. Es bildete, wie immer damals, den unvermeidlichen Vortrab zurü>weichender Heere, deſſen Treiben die ſ{hwächliche Polizei und die in Auflöfung ge= rathenen Obrigfeiten oft nicht einmal zu wehren verſuchten. Es war eben Krieg. Dazu gehörte nah alter Ueberliefe= rung Brand und Plünderung, und nach altem Recht Wege= ſagerei, Raub und Raubmord der Marodeurs, Deſerteurs und ganzer, fe> auftretender Gaunerbanden.
Durch ein Wunder, kann man fagen, war von dem zahlreich ſtreifenden Volk ein Gutsgehöft bisher verſchont geblieben, das unfern der Landſtraße von Singen gegen den Bodenſee zu auf hügeliger Feldmark gelegen war. Die vorüberziehenden Oeſterreicher wie die nachfolgenden Franz zoſen hatten es ebenfalls unbeläſtigt gelaſſen. Natürlich aber lebten in ihrer Einſamkeit die Bewohner täglich in neuer Angſt vor einem Ueberfall, war das Gehöft au< gut ummauert, mit feſten, verſchloſſenem Thox verſehen und im Nothfall von den Knechten zu vertheidigen.
Dieſer Hof hieß Arisheim nah ſeinem Beſißer Guido Aris, einem Graubündner Schweizer, der ihn ſich vox Jahren erworben hatte und als vermöglicher Mann darauf wirth= ſchaftete. Er war Landwirth mit Leib und Seele, ſo daß er troß feiner ſe<zig Jahre oft den ganzen Zag über, fräftig, wie ex noh wax, mit Knechten und Mägden auf dem Felde arbeitete. Seine Frau wax ihm in der Schweiz