Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
250 Mannigfaltiges.
Spohr nah einer Bellini'ſchen Dper leiten Schlages in ſeine Loge rufen. „Das war eine ganz hübſche Aufführung,“ ſagte ex zu ihm, „aber wenn Sie immer mit Jhrem langweiligen „Fidelio“ und ähnlichèm Zeug kommen, ſo erregt das Unſere höchſte Unzufriedenheit. Sehen Sie nicht ein, daß dieſe Bellini!ſche Dper hundertmal beſſer iſ, wie Jhr ſ{werſälliger Beethoven!ſcher „Fidelio“ 2“
„Durchlaucht werden mir,“ antwortete Spohr, „einige entſchuldigende Worte geſtatten. Wir Muſiker haben wie andere Beamte auch unſere Dienſtpragmatifk. Man nennt dies die Urtheile der Muſikgeſchichte. Jn dieſer leßteren wird „Fidelio“ als eine weit bedeutendere Oper angeſehen, als die heute gegebene. Wir untergeordneten Beamte der Muſikgeſchichte müſſen uns deren Urtheil unterwerfen. Souveräne Fürſten aber haben ja das Recht, die Dienſtpragmatik umgeſtalten zu laſſen. Wenn Durchlaucht alſo befehlen, ſo iſt Bellini um Vieles bedeutender wie Beethoven.“
Der Kurfürſt merkte niht die ſeine Jronie in Spohr's Worten. Ex entließ den Lebteren ſehr gnädig und ſagte dann, als Spohr ſort war, zu ſeiner Umgebung : „Der Spohr iſt do< vernünftiger, wie i< geglaubt hätte.“ B.-S.
Die Cocada. — Bekanntlich findet ſich bei dex Mehrzahl der peruaniſchen Jndianer der Gebrauch, die Blätter des CocaStrauches zu fauen, was ihnen als Reizmittel dient und ſie beſähigt, körperliche Anſtrengungen zu ertragen, ohne reichlicherer Ernährung zu bedürfen. Es iſt dabei nun in Beachtung zu ziehen, daß die durch das Kauen einiger Coca-Blätter gewährte Anregung in ihrer Wirkung nux für einen ganz beſtimmten Zeitraum ſfortdauert, und wenn das Coca - Kügelchen (Acullico oder Primchen), das im Munde gehalten wird, niht dur<h neue Blätter ſeinen Erſaß findet, ſo geht die Anregung vorüber und ſofort beginnen dann die körperlichen Kräfte wieder zu {infken,